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Fahrassistenten - noch
wenig bekannte Lebensretter

Sicherheit ja - aber viel Geld darf sie nicht kosten

Airbag und ABS - das sind für die meisten Deutschen längst keine Fremdwörter mehr. Wenn es jedoch um ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm), BAS (Bremsassistent), Automatische Abstandsregelung oder Automatische Notbremsung (ANB) geht, geraten viele ins Schleudern.Auffahrunfall am Stauende: Crashtests von Winterthur und Dekra zeigen, was passiert, wenn ein Kleintransporter mit 70 Stundenkilometern ungebremst auf eine stehende Fahrzeugkolonne auffährt. Fahrassistenten wie automatische Abstandregelung und automatische Notbremsung hätten den Unfall verhindert.
Der Bekanntheitsgrad dieser Sicherheits- und Fahrassistenzsysteme ist weitaus geringer. Das ergab eine repräsentative Umfrage der DBV-Winterthur gemeinsam mit TNS Infratest unter Führerscheinbesitzern. Gleichwohl würde sich die Mehrheit der Befragten beim Neukauf eines Autos mit ESP oder BAS ausrüsten.
Sicherheit ja, aber viel Geld darf sie nicht kosten: Nur jeder fünfte ist bereit, für Fahrassistenten 1000 bis 2000 Euro zu zahlen. Dabei können mit diesen Helfern die Unfallzahlen deutlich reduziert werden, wie aktuelle Crashtests der Versicherungsgruppe Winterthur und der Dekra demonstrieren.
Bekannteste Sicherheitsausrüstung im Auto ist der Airbag (88 Prozent), gefolgt vom Antiblockiersystem (ABS) mit 70 Prozent. ESP hingegen kennen nur noch 40 Prozent, die Automatische Abstandsregelung gerade Mal jeder Dritte (32 Prozent) und den Bremsassistenten lediglich 27 Prozent. Jüngere kennen sich deutlich besser mit Sicherheits- und Fahrassistenzsystemen aus als Ältere, Familien besser als Kinderlose. Dabei scheint das Thema Sicherheit im Auto eher Männersache zu sein: Die männlichen Autofahrer haben deutlich weniger Erkennungsprobleme bei ESP und BAS als Autofahrerinnen.
Dagegen legen die Frauen mehr Wert auf Sicherheit und sind auch bereit, dafür bis zu 1000 Euro extra beim Autoneukauf auszugeben. Investitionen ab 1000 Euro hingegen sind wieder eher Männersache. 70 Prozent aller Befragten würden beim Neukauf eines Fahrzeugs Wert legen auf ESP, 67 Prozent auf den Bremsassistenten (Männer: 66 Prozent, Frauen: 69 Prozent), jeder zweite (45 Prozent) auf Automatische Notbremsung (Männer: 42 Prozent, Frauen: 48 Prozent) und jeder dritte (35 Prozent) auf Automatische Abstandsregelung.
Das Thema Sicherheit im Auto ist den meisten bewusst. Wenn es aber um das Finanzielle geht, zeigen sich die Deutschen zurückhaltender: Null Euro (»brauche ich nicht«) würden 13 Prozent für Fahrassistenzsysteme beim Neukauf ausgeben, weitere 14 Prozent (Männer: 12 Prozent, Frauen: 16 Prozent) maximal 400 Euro. Immerhin jeder Dritte (34 Prozent, davon 30 Prozent Männer und 38 Prozent Frauen) würde für das Thema Sicherheit bis zu 1000 Euro extra auf den Tisch legen, jeder fünfte (19 Prozent, Männer: 22 Prozent, Frauen:15 Prozent) sogar bis 2000 Euro.
Bis zu 3000 Euro würden fünf Prozent der Befragten berappen, über 3000 Euro sechs Prozent (Männer: 10 Prozent, Frauen: 3 Prozent). 40 Prozent der leitenden Angestellten und Beamten würden ebenfalls so tief in die Tasche greifen. Familien investieren im Schnitt 400 bis 2000 Euro (47,7 Prozent).
Glossar der Fahrassistenzsysteme: Anti-Blockier-System (ABS), seit 1978: ABS reduziert den Bremsdruck und verhindert so ein Blockieren der Räder. Das Fahrzeug bleibt auch bei einer Vollbremsung lenkbar. Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), seit 1995: Das ESP bewahrt ein Fahrzeug vor dem Schleudern durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder. Bremsassistent (BAS), seit 2000: Er erhöht automatisch den Bremsdruck bei Vollbremsungen in Notsituationen. Automatische Abstandsregelung, seit 2000: Sie misst und korrigiert gegebenenfalls den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Automatische Notbremsung (ANB), seit 2005: Sie wird bei unvermeidbarer Kollision mit einem vorausfahrenden Fahrzeug automatisch ausgelöst.

Artikel vom 02.09.2006