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Ach, du dicke Tüte:
Süßes muss sein

An diesem Tag ist Naschen erlaubt

Süßigkeiten, Spielzeug, Malstifte, Mini-Zeichenblock - die Schultüte birgt so manche Überraschung.
Der Brauch, den Kleinen den Schulanfang zu versüßen, ist sehr alt. Bereits in den »Satiren« des römischen Dichters Horaz finden sich entsprechende Hinweise: »Es geben die Lehrer den Knaben süßes Gebäck, damit sie Lust bekommen, die ersten Lektionen zu lernen« (Horaz: Satiren, 126/27, Schulmuseum Nürnberg).
Im 16. Jahrhundert war der Todestag Papst Gregors des Großen, der 12. März, der traditionelle Einschulungstag. Er wurde mit einem großen Fest begangen, und als Geschenke erhielten die Kinder Brezeln und Lebkuchen. In Ostfriesland gab es ebenfalls reichlich Süßes: Die Schulanfänger wurden mit Backpflaumen und Rosinen bedacht. Etwas deftiger ging es hingegen in der Gegend von Hannover zu: Nach dem ersten Tag in der Schule kam hier eine gebratene Taube auf den Tisch.
In Sachsen und Thüringen kamen Anfang des 19. Jahrhunderts zum Schulanfang die Schultüten auf, auch »Zuckertüten« genannt, in denen die Leckereien überreicht wurden. Bald waren sie in ganz Deutschland verbreitet, sind geradezu ein Muss. Inzwischen treffen sich mancherorts sogar wieder bastelfreudige Mütter, um die Tüten für ihre Sprößlinge selbst anzufertigen.
Aus der Mär, die Schultüten seien auf Bäumen gewachsen, entstand wiederum in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Mitteldeutschland der Brauch, am ersten Schultag Bäume im Schulhof oder in der Klasse aufzustellen und mit den Zuckertüten zu behängen.

Artikel vom 04.08.2006