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In der Amtsstube zu Hause

Eheleute Lampe wohnen in einem der ältesten Spenger Gebäude

Spenge (-jl-). »Wir sitzen hier in der ehemaligen Amtsstube«, sagt Ulrich Lampe stolz über sein Wohnzimmer. Denn das Haus an der Langen Straße 29, das er zusammen mit seiner Frau Adelheid bewohnt, ist nicht nur eines der ältesten Gebäude Spenges, es diente dem Amtmann Heidelbach von 1883 bis 1907 auch als Amtsgebäude. Ende des 19. Jahrhunderts errichtet Amtmann Heidelbach das Haus Spenge Nr. 207 und führte von dort aus seine Amtsgeschäfte. Das Bild zeigt seine Schwiegermutter, Marie Becher, an der Eingangstür. Foto: »Spenge anno dazumal«
Das Haus - damals Spenge Nr. 207 - wurde 1883 vom damaligen Amtmann Heidelberg errichtet. Zwei Zimmer, gleich rechts und links neben der imposanten Eingangstür, wurden als Diensträume genutzt. In dem kleineren saß der Amtmann selbst, in dem größeren arbeiteten die Amtssekretäre Ebtrup und Möhle, auch der Polizeidiener Kleine-Benne hatte hier seinen Tisch, beschrieb der Vater von Ulrich Lampe, Karl Lampe, anlässlich des 100. »Geburtstags« des Hauses 1982.
Der Amtmann Heidelbach war seinen Ausführungen nach seit 1882 als Nachfolger seines Schwiegervaters, des Amtmannes Becher, im Amt. Nachdem Heidelbach am 9. April 1907 feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden war, zog als sein Nachfolger Amtmann Wirth in die Diensträume ein. Später erledigte er seine Dienstgeschäfte in einem Seitenflügel des Geschäftshauses Wittker.
1936 übernahm Karl Lampe das Haus unter der Voraussetzung, dass zu Lebzeiten der damals 94-jährigen Witwe Heidelbach, die das Untergeschoss bewohnte, nichts verändert werde. Zwei Jahre später verstarb die Seniorin. Karl Lampe ließ das Wohnhaus aufstocken und einen Blumenladen errichten. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Haus an die Jahre 1883, als das Haus erbaut wurde, sowie an die Erweiterung im Jahre 1938. 1973 übernahm Sohn Ulrich Lampe das Haus, renovierte es und vergrößerte den Blumenladen.
In den vergangenen Monaten hat er sein Elternhaus zusammen mit seiner Frau Adelheid erneut renoviert, dabei haben sie jedoch darauf geachtet, dass der Charakter des Hauses unverändert bleibt. Noch immer betreten die Besucher das Haus durch die mächtige Eichenholztür und noch immer ist in den Innenräumen der Übergang von den Diensträumen zum privaten Wohnbereich an einem großen, farbigen Innenbogen zu erkennen. Und mit ein bisschen Phantasie kann sich der Besucher vorstellen, wie die Schreibkräfte an ihren hohen Stehpulten einst ihre Schreibstücke verfassen.

Artikel vom 11.07.2006