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Charmanter Brite bietet Fahrgenuss pur

Einziges Modell in Deutschland: Steinhagener Michael Lüking besitzt seltene Riley-Limousine

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Wenn diese Limousine über die Straße rollt, dann bleiben sogar Mercedes-Fahrer stehen und gewähren Vorfahrt: Der dunkelgrüne Riley »RME eineinhalb«, Baujahr 1954, ist eine wahre Schönheit. Formvollendet die Kurven, prägnante Kotflügel, blitzender Chrom, große Scheinwerfer, das »Skydach« - der Oldtimer erregt Aufmerksamkeit. Zumal er hierzulande seinesgleichen sucht. Er ist der einzige Riley dieses Modells in Deutschland. Der Steinhagener Michael Lüking besitzt ihn seit sechs Jahren.

Der Engländer hat Charme, findet Michael Lüking: »Wenn man ihn von vorne ansieht . . . da ist doch Leben drin«, betont er die Ausstrahlung seines vier Jahre jüngeren »Kompagnons«. Wie es der Zufall so will, haben Auto und Besitzer am gleichen Tag Geburtstag: Am 4. Mai 1954 wurde der Riley erstmals zugelassen und Michael Lüking vier Jahre alt. Und just am Tag seines 50. Geburtstags, da lieferte die beauftragte Spedition den in London gekauften Wagen in Steinhagen auf Lükings Hof ab . . .
In einer Fachzeitschrift hatte der Oldtimerfreund die Limousine entdeckt. Und Feuer gefangen. »Ein tolles Auto. Es hat alles gepasst. Sogar der Preis«, berichtet der Steinhagener. Selbst der Restaurierungsbedarf hielt sich in überschaubaren Grenzen. Fahrwerk und Bodengruppe hatte der Vorbesitzer bereits hergerichtet, bevor er sich aufs Segeln verlegte und das Auto dringend abzugeben suchte. Die schwarze Lackierung aber war einfach per Pinsel aufgetragen und über die Stoßstange gleich mitverteilt worden. Und der Innenraum hatte noch nie eine Erneuerung erfahren.
Aber wer einen Oldtimer kauft, der hat ja meist ein handwerkliches Geschick und einen Hang zum »Basteln«: »In jungen Jahren habe ich schon mal am Käfer herumgeschraubt.« Viel haben ihm auch die Kollegen im Gütersloher Oldtimerclub beigebracht. Und so hat sich der Steinhagener daran gemacht, die Chromteile herzurichten, hat das Auto neu lackieren lassen - in edlem English Racing Green - und das Innere in hellem Leder auszustatten. Da sitzt er noch mitten in der Arbeit. Erst im Winter sind die Polster an der Reihe: »Das dauert länger, und jetzt im Sommer möchte ich das Auto ja erst einmal fahren.«
Das tut er bevorzugt am Wochenende mit Ehefrau und Hund vor allem in der näheren Umgebung - und in relativ gemütlichem Tempo. »Schneller als 100 fahre ich nicht.« Schließlich diene so eine Tour im Riley dem Genuss: »Wenn man in diesem Auto sitzt, dann hat man Zeit«, sagt der 56-Jährige. Aber auch in der Garage beim Schrauben und Basteln findet der Steinhagener Unternehmer Entspannung: »Man kann prima abschalten.« Der Riley ist Meditation.
Hin und wieder endet der Fahrgenuss allerdings auch abrupt. »Einen Satz Schrauben sollte man immer dabei haben«, so Lüking. Denn es kann schon mal passieren, dass der Brite ganz unvermittelt eine verliert . . .

Artikel vom 12.07.2006