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»Es könnte jedes Jahr WM sein«

Viele Wirtschaftsbereiche profitieren in Löhne von der Fußball-Euphorie

Löhne (per). Aus. Vorbei. Schluss. Vier Wochen taumelte eine Nation im kollektiven Fußballrausch, und mit ihr ganze Wirtschaftszweige, die ihre Produkte so gut verkauften wie schon lange nicht mehr. »Die WM war für uns ein Riesenerfolgt«, zieht Karl-Friedrich Stremming von Sport Büscher Bilanz. Die LÖHNER ZEITUNG fragte nach, ob dies auch in anderen Branchen der Fall war.

Das Geschäft mit der WM, es brummte nicht nur in Städten wie Berlin, Dortmund oder Hannover. »In den vergangenen Monaten haben wir den Umsatz im TV-Bereich fast verdoppelt«,Ê sagt Frank-Michael Wuff von Expert Döring. »Der eine oder andere hat sich wohl auch einen neuen Fernseher zugelegt, aus Angst, der alte könnte gerade dann einen Defekt haben, wenn Deutschland spielt«, meint er mit einem Schmunzeln. Überrascht worden sei man von dem Ansturm nicht, »wohl aber, dass er noch immer anhält. Das kann gerne so weitergehen«, sagt Frank-Michael Wuff.
Die Welt zu Gast bei Freunden? »Aber nicht in Löhne«, konstatiert Andrea Martens vom Hotel Entenhof. »Davon haben wir nichts gemerkt und haben das auch nicht erwartet. Dafür sind wir von den Stadien einfach zu weit weg.«
Zumindest ein wenig WM-Geschäft machte die Buchhandlung Schmidt. »Panini-Sammelbildchen gingen und gehen noch immer wie verrückt«, sagt Inhaberin Bärbel Ußling. Das gelte aber nicht für Literatur rund um das runde Leder, gleichwohl zwei Fußball-Thementische in dem Geschäft an der Königstraße um Käufer warben. »Es gab zwar einige Kunden, die nach Büchern zum Thema Fußball gefragt haben. Aber ich kann nicht sagen, dass es auffallend viele Bücher waren, die in diesem Bereich abgesetzt wurden«, erklärt sie.
Alle Hände voll zu tun hatten die Mitarbeiter des Restaurants Atrium im Kaiser-Center. Vor allem bei Deutschlandspielen, sagt Bedienung Nina Bredenkamp, sei man mit dem Bierzapfen kaum nachgekommen. »Die Euphorie um die guten Leistungen der Klinsmänner hat das Portemonnaie der Leute locker sitzen lassen«, sagt ihr Kollege Nedeljko Ekmedzic.
Fast schon zu gut lief die WM hingegen für das Sportgeschäft Büscher. »Artikel wie Deutschland-Trikots konnten teilweise schon gar nicht mehr geliefert werden«, sagt Karl-Friedrich Stremming. Deswegen mussten sogar die Schaufensterpuppen ihr letztes Hemd geben, so groß sei die Nachfrage gewesen. »Zwei Tage vor Beginn der WM ging es richtig los. Und selbst nach dem verlorenen Halbfinale war die Nachfrage im Fan-Artikel-Bereich noch enorm. Viele Kunden haben sogar Trikots des französischen Teams gekauft«, freut sich Stremming.
Im Sog des Erfolges der deutschen Nationalmannschaft scheint sich ein Geschäft zu entwickeln, dass jetzt erst so richtig beginnt: »Viele Kinder hat die WM anscheinend angespornt, selbst Fußball zu spielen. Wir mussten jedenfalls Schuhe in den Größen 28 bis 32 mehrfach nachbestellen«, so Karl-Friedrich Stremming. »Schade, dass nicht jedes Jahr eine Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet.«

Artikel vom 10.07.2006