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Freundschaft begann in Verl

Gößling hat seinem Kumpel Joswig den Arbeitsplatz frei gemacht

Verl/Münster (WB/MZ) Einer seiner besten Kumpel hat Michael Joswig den Arbeitsplatz frei gemacht. Mit dem Ex-Preußentorwart Frederik Gößling ist der neue Preußenkeeper seit Jahren befreundet. Nur über das Wechselspiel »haben wir vorher nicht miteinander gequatscht«.

Die einstigen Positionskontrahenten des SC Verl lebten in der Fußballserie 01/02 ihren Drang, statt des Anderen nominiert zu werden, harmonisch aus. »Das ist selten genug, aber bei uns war es so«, erlebte Joswig den künftigen Keeper des VfL Osnabrück stets als fair und lernte ihn schätzen. Andersherum wird es genauso gewesen sein.
Dass Joswig jetzt aus Wattenscheid nicht nur von Trainer Georg Kreß, sondern durch Carsten Gockel auch von einem nächsten Verler Mitspieler nach Münster geholt wurde, schließt beinahe den Kreis der direkten Kontakte. Stand heute geht Joswig, der mit 181 Zentimetern nicht als Torwart-Riese gelten kann, mit seinen 31 Jahren als zweitältester Spieler hinter dem bald 37-jährigen Ansgar Brinkmann für den Neu-Viertligisten ins Rennen.
Ein Vorteil von Oliver-Kahn-Anhänger Joswig kann zum Vorteil für den SCP ausgewertet werden: Wie Trainer Kreß kennt er den Betrieb in der Oberliga, kennt die Drucksituation des Favoriten, die Spielweisen und Verhaltensmuster der meisten Gegner und vor allem die Anforderungen an die notwendige Einstellung einer Gruppe, die sofort wieder aufsteigen muss. »Dass Münster dieses klare Ziel hat, reizte mich.« In Wattenscheid war - anders als nach dem Abstieg in 2004 - heuer keine Rede davon.
»Ich habe mich damals in Wattenscheid wohl gefühlt. Das ist mir immer sehr wichtig. Ich muss mit Klub und Umfeld klar kommen.« Den Preis der Viertklassigkeit zahlte er also relativ locker - zumal sich Wattenscheid zur Liga-Größe mauserte. »Ich kenne die Oberliga sowieso gut. Ich habe mir in Lippstadt und auch in Verl oft Spiele angesehen.« Nicht der aktuelle SV 08 seiner Heimatstadt, in der Joswig 70 km entfernt von Münster auch wohnen bleibt, war seine erste Station, sondern Vorgänger Teutonia. Als A-Junior spielte er später schon für Paderborn-Neuhaus, insgesamt bis 1999, dann bis 2002 in Verl, dann wieder in Paderborn für eineinhalb Jahre, ehe ihm Ende 2003 dort ein Tribünenplatz drohte. »Und das ist ja nichts für mich«, wechselte Joswig, der bis 2000 auch als Bankkaufmann arbeitete, im Januar 2004 an die Lohrheide.
Routinier Joswig sieht in Münster beim neuen SCP »die Qualität vorhanden«, die Voraussetzung für die Attacke ist. Mit Artur Matlik und Dirk Caspers könnten zwei Wattenscheider Kollegen auch künftig vor ihm gegen den Mann spielen. »Wichtig ist, dass wir schnell eine Einheit werden. In Wattenscheid wurden wir das damals unter dem Trainer Kreß. Der hat für große Geschlossenheit gesorgt.«Die Prüfungen werden kommen für die Formation, »denn die meisten Gegner werden tief stehen gegen uns. Da muss man Ruhe bewahren und Durchsetzungsfähigkeit zeigen.«
Kumpel »Freddy« Gößling, der mit Verl und Münster zwei Mal in den sauren Apfel des Abstiegs beißen musste, bleibt aber nach seinem Wechsel zum VfL Osnabrück in der Regionalliga. Schlecht sieht es dagegen für den früheren Verler Torjäger Tino Milde aus, dessen Preußen-Vertrag nicht verlängert wurde und der wegen eines Achillessehnenrisses auch noch lange pausieren muss. Dem 34-Jährigen droht nun das Karrierenende.

Artikel vom 07.07.2006