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Glückssuche im Grünalgenwald

Im Tauchclub Schweicheln findet jeder einen Schatz - Training im Freibad

Von Matthis Vogel
Hiddenhausen (HK). Gemeinschaft kann besonders im Verein gepflegt werden. Hier trifft man Gleichgesinnte und frönt einem Hobby oder einer Sportart. Die Großgemeinde ist durch ein reges Vereinsleben geprägt. In lockerer Reihenfolge möchte das HERFORDER KREISBLATT Vereine vorstellen.

Wenn die letzten Gäste ihre Strandtücher eingerollt haben und es ruhig wird im Hiddenhauser Freibad, kann man mit etwas Glück eine merkwürdige Szenerie beobachten. Froschmänner scheinen das Becken nach etwas zu durchkämmen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Tauchtouristen, die sich auf der Suche nach dem Meer verlaufen haben. Das Freibad dient dem Tauchclub Schweicheln e.V. und seinen 20 Mitgliedern in der Sommersaison an jedem Montag als Trainingsgewässer.
Vor fünf Jahren von einer Gruppe von tauchbegeisterten Schweichlern gegründet, blickt der Club heute schon auf etliche Tauchreisen zurück, deren Ziele sich wie ein Urlaubskatalog lesen.
Weder Rotes Meer, Mittelmeer noch die Karibik wurden ausgelassen. Für kürzere Ausflüge reichte den Tauchfreunden aber auch eine Talsperre im Sauerland. »Jedes Tauchgebiet hat seine eigene Faszination. Es muss nicht immer das Korallenriff sein«, sagt der erste Vorsitzende Uwe Wahl, der selbst sogar schon das Wrack der »Cedar Pride« im Golf von Aquaba vor Ägypten betaucht hat. Der Club bietet Tauchausbildungen an, die mit international anerkannten Abschlusszertifikaten beendet werden können. »Wir sehen uns allerdings mehr als Club denn als Verein«, betont der Vorsitzende.
Eine lockere Atmosphäre und keine clubinternen Verpflichtungen seien dafür die Aushängeschilder. »Wenn ein Mitglied mal ein Training ausfallen lässt, gibt es sicherlich keine Abmahnung«, scherzt Uwe Wahl, bevor er seine Tauchmaske aufsetzt und im Becken verschwindet. Tauchtraining mit Tauchanzug und Pressluft ist allerdings eher die Ausnahme. Hauptsächlich wird die Ausdauer trainiert und die allgemeine Fitness gepflegt.
Das sinnvolle Einstiegsalter für das Sporttauchen liegt bei mindestens zwölf Jahren. Außerdem muss eine ärztlich attestierte Tauchtauglichkeitsbescheinigung vorliegen und im Bestfall sollte der Tauchaspirant natürlich keine Platzangst haben.
Dann steht nach einer zehnstündigen Theorie, fünf Tauchstunden im Schwimmbad und mindestens vier Tauchstunden im Freigewässer dem ersten Tauchgang in Begleitung nichts mehr im Wege.
Zur Zeit würden die Kurse aber saisonbedingt eher schlecht angenommen, berichtet Schatzmeisterin Heike Stegemann. Auf die Frage, ob sie als Schatzmeisterin denn einen ebensolchen schon beim Tauchen gehoben habe, antwortet sie lachend: »Einen Goldschatz zwar noch nicht, aber ein sonnendurchfluteter Grünalgenwald in einem Bergsee in Österreich ist eine Erinnerung, die ich persönlich als Schatz hüte«.
In den Wintermonaten, wenn die Freibäder ihre Pforten schließen, ist die Tauchsaison für die Schweichler noch längst nicht gelaufen. Dann weichen sie zum Training ins »Aqua-Fun« nach Kirchlengern aus.
Die Ausrüstung sei zwar teuer, doch erhebe der Tauchclub Schweicheln keine Aufnahmegebühr, ermöglicht kostengünstiges Flaschenbefüllen und kann vereinseigene Flaschen, Taucherlampen und Notfallkoffer zu günstigen Konditionen verleihen.
»Über Zuwachs würden wir uns freuen. Gerade vor dem anstehenden Sommerurlaub im Tauchrevier sollte man fit sein«, sagte Uwe Wahl und lässt es sich nicht nehmen, noch ein Missverständnis aus der Welt zu räumen: »Wir tauchen mit Pressluftflaschen, nicht mit Sauerstoffflaschen. Reiner Sauerstoff wäre ab einer bestimmten Tiefe sogar toxisch«.
Weitere Informationen unter: www.tauchclub-schweicheln.de

Artikel vom 07.07.2006