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Bratwurst mit Champagner
Wem sollen wir nun am Sonntag im Finale die Daumen halten? Italien oder Frankreich? Eine Frage, die gut überlegt sein will. Schließlich hängt davon ja nicht nur ab, welches Fläschen wir zur Bratwurst öffnen. Chianti oder Champagner? Bislang war die Sache klar. Es gab Bier und unsere Jungs haben gewonnen. Nun: Das ist Samstag dran. Sonntag sind wir damit durch.
Vielleicht also sollten wir »Allez, les bleus« brüllen und den Titel den Franzosen - pardon: Monsieur Zidane - gönnen. Denn Frankreich ist Zidane. Dem sind wir vielleicht noch einiges schuldig, schließlich hat er uns so viele Jahre mit seinem magischen Fuß hingerissen. Nur am Mittwoch nicht so sehr. Denn da beschränkte er sich darauf, den vor die Füße gelegten Elfmeter in des Gegners Netz zu zaubern. Nun: Zidanes Fußballkunst kommt in goldenen Schuhen daher. Dazu wäre der goldene Weltpokal in der Hand doch passend. Das wäre würdig, gewissermaßen der rote Teppich für des Meisters und seiner Mannen Abgang. Adieu, les Vieux - Tschüss, ihr Alten: Ihr habt uns eine mäßige Vorrunde, aber ein grandioses Viertelfinale gegen Brasilien geschenkt. Der Samba hat die alten Herren zum Leben erweckt.
Allerdings war die Equipe tricolore gerade 1998 erst Weltmeister. Insofern ist sie nun gar nicht an der Reihe, sondern Italien dran. Die Azzurri warten schließlich schon seit 1982. Außerdem haben sie uns das Finale zu verdanken, und wir könnten hinterher sagen: Wir haben gegen den Weltmeister verloren.
Vielleicht sollten wir die Frage mit dem Daumendrücken aber auch davon abhängig machen, welcher Fahne wir denn bis Sonntagabend überhaupt so habhaft werden können. Nachdem die deutschen Farben scheinbar nun nicht mehr angesagt sind - jedenfalls werden sie seit Mittwoch deutlich weniger spazieren gefahren -, müssten wir uns ja nun entscheiden, ob wir lieber mit Blau-Weiß-Rot oder Grün-Weiß-Rot am Auto und am Wohnzimmerfenster Flagge zeigen. Aber: Gibt's die französischen oder italienischen Farben eigentlich in Deutschland zu kaufen? Bislang hatten wir ja nichts weiter als Schwarz-Rot-Gold im Blick.
Artikel vom 07.07.2006