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In der Heimat
neu anfangen

Diebes-Trio: U-Haft aufgehoben

Löhne/Bad Oeynhausen (mor). Nachdem er von den Handschellen befreit war, schloss er seine Freundin in die Arme. Dabei konnte er sich die Tränen nicht verkneifen. Sechs Monate hatte der 23-jährige Litauer wegen Diebstahls in Untersuchungshaft gesessen. Gestern wurde er genau wie zwei seiner Freunde entlassen.

Richter Niesten-Dietrich ließ jedoch keinen Zweifel aufkommen, dass er bei der Strafbemessung »beide Augen zugekniffen hat«. Mit 18 Monaten beziehungsweise 20 Monaten auf Bewährung ließ der Vorsitzende gerade noch einmal Gnade vor Recht ergehen.
Denn was sich die drei Männer aus Litauen Mitte Januar geleistet hatten, waren keineswegs Kavaliersdelikte. »Das waren schwere kriminelle Handlungen«, sagte der Staatsanwalt, der den Osteuropäern Diebstahl in sechs Fällen vorwarf. Das Entwenden von Dieseltreibstoff und Radzierblenden gehöre dabei noch zu harmloseren Taten. Aber auch vor einem abgeschlossenen Auto machte das Trio nicht Halt. Der in Porta Westfalica gestohlene BMW der Baureihe fünf ist bis heute unauffindbar. »Ich hätte dem Besitzer sein Fahrzeug gerne zurück gegeben«, sagte der Richter. Die Angeklagten machten dazu jedoch keine Angaben. Während der Verhandlung sagten sie kaum etwas. Eine Dolmetscherin übersetzte ins Russische.
Zwei Blaupunkt-Radios wurden ebenfalls von dem Diebes-Trio ergaunert, das sich in fünf Fällen schuldig bekannte. »Ich bereue die Taten. Das war dumm. Es tut mir leid«, sagte das mit 29 Jahren älteste Gruppenmitglied.
Der 23-Jährige gestand, dass ihm am 18. Januar ein weiterer Autodiebstahl misslang. Ein in Löhne geparkter BMW sieben wurde zwar erfolgreich aufgehebelt, konnte allerdings nicht gezündet werden.
Die drei Männer aus Litauer, denen die Erleichterung nach der Urteilsverkündung anzusehen war, versprachen, in ihrer Heimat ein neues Leben anzufangen. »Mit einer Arbeitsstelle und ohne Straftaten«, versicherte der 22-Jährige. »Sie können gerne Deutschland besuchen, aber ohne Autos zu klauen«, sagte der Richter. Die Angeklagten seien an einer Verurteilung wegen Bandenkriminalität gerade noch einmal so vorbeigeschrammt.

Artikel vom 06.07.2006