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»Das kann mir keiner mehr nehmen«

Hauptkommissar Detlef Albers war bei den WM-Spielen in Dortmund im Einsatz

Von Alice Koch
Bünde/Herford (BZ). Der große Traum vom Finale für Deutschland ist ausgeträumt. Und von dem spannenden Spiel gegen Italien hat Detlef Albers nicht viel gesehen. Aber er ist glücklich. »Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, kann mir keiner mehr nehmen«, sagt der Hauptkommissar und Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Herford, der bei sechs WM-Spielen in Dortmund dabei war.

In einer mobilen Pressestelle in der Innenstadt hatte er die Aufgabe, Medienschaffende aus aller Welt während der WM zu begleiten und zu informieren, die neben den Spielen auch über Sicherheitsmaßnahmen, die Einsatzzentrale oder die Reiterstaffel der Polizei berichten wollten.
»Am Dienstag Nachmittag habe innerhalb einer halben Stunde mit vier Fernsehteams, unter anderem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, und drei Printmedien, die Informationen wollten, gesprochen«, beschreibt Albers seinen Einsatz als Pressesprecher in Dortmund. Natürlich sei die Arbeit stressig gewesen. Größer allerdings war die Begeisterung, bei so einem Großereignis dabei zu sein und die vielen internationalen Kontakte. Verständigungsschwierigkeiten gab es dabei so gut wie gar nicht. »Viele der Pressevertreter sprachen Deutsch oder hatten einen Dolmetscher dabei«, weiß Detlef Albers, der auch auf dem Friedensplatz vor Ort war, wo das Spiel auf einer Großbildleinwand übertragen wurde. Nicht nur die Kontakte zu den ausländischen Medien, sondern insbesondere zu den Fans aus aller Welt haben Detlef Albers beeindruckt. Manchmal haben sie nach dem Weg gefragt, oft wünschten sie ein gemeinsames Foto mit ihm, aber meistens wollten sie einfach nur sagen, wie toll sie die Stimmung und das Flair bei der WM in Deutschland finden. Er schätzt, dass am Dienstag rund 200 000 Fans in der Dortmunder Innenstadt unterwegs waren. »Der Friedensplatz wurde gegen 18 Uhr für weitere Fans gesperrt, dort war alles überfüllt«, sagt der Hauptkommissar. Und auch auf dem Südwall, wo vier Lkw mit Großbildleinwänden standen, war kein Durchkommen mehr. Aber trotz der Enge ist Detlef Albers von dem fröhlichen Miteinander unter den Fans begeistert. »Natürlich gab es bedingt durch Alkohol und die Trauer über das verlorene Halbfinale einige kleinere Rangeleien unter den Fans, aber die waren bei der Masse an Menschen verschwindend gering und wurden sofort von der Polizei gestoppt«, berichtet der 50-Jährige.
Er habe sogar nach dem Spiel vielfach gesehen, dass Deutsche den siegreichen Italienern gratuliert und anschließend gemeinsam und friedlich gefeiert haben - nach einer kurzen »Trauerphase« selbstverständlich. Er selbst hätte natürlich auch gerne Deutschland im Endspiel gesehen. »Aber ich persönlich bin zufrieden, und die Mannschaft hat Enormes geleistet.«
Seiner Meinung nach hat die WM in Deutschland sehr zur Ansehenssteigerung im Ausland beigetragen. »Wir gelten ja im Ausland eher als etwas steif und nicht so feierfreudig - was sich nicht bestätigt hat«, sagt Albers, der nach knapp 19 Stunden Einsatz in Dortmund doppelt so lange wie gewohnt für den Weg nach Hause gebraucht hat. »Dennoch bin ich sehr glücklich, so etwas erlebt man während seiner Dienstzeit sicherlich nur einmal.«

Artikel vom 07.07.2006