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Gute Zeiten für den Hauskauf

Immobilien-Angebot in Halle ist so groß wie schon lange nicht mehr

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). War das Angebot je so groß? Wer jetzt in Halle ein Haus kaufen will, hat die Auswahl - nach vielen Jahren, wo kaum ein Haus in der begehrten Lindenstadt zu bekommen war. Ob frei stehendes Einfamilienhaus, Fachwerkanwesen vor der Stadt oder eine »bessere Hälfte« mitten in der Stadt - Käufer haben derzeit ideale Voraussetzungen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Wegen der Abschaffung der Eigenheimzulage haben sehr viele Käufer bis Jahresende 2005 noch einen Vertrag für die eigenen vier Wände unterzeichnet oder das eigene Häuschen noch neu gebaut. Das führte zu einem »Vorzieheffekt«, wie Jürgen Bonnet sagte, der Leiter der Immobilien-Vermittlung bei der Kreissparkasse Halle. Reinhard Brinkkötter, einer der Haller Immobilienmakler, bestätigt: »Die Abschaffung der Zulage hat drei Jahre hindurch zu einem Kaufrausch zum Jahresende geführt«.
Wer endlich unter dem eigenen Dach wohnen wollte, hat also meist zugegriffen. Erbschaftsobjekte, »Scheidungsruinen«, Häuser, die wegen berufliche Veränderungen verkauft werden und einige wenige Immobilien in der Zwangsversteigerung sorgen jetzt für diesen »Überhang an Quadratmetern« in Halle, den Jürgen Bonnet, der auch Mitglied im Gutachterausschuss für Grundstückswerte beim Kreis Gütersloh ist, für vorübergehend hält.
Vor allem große Objekte gehen derzeit nicht so schnell weg, hat Jürgen Bonnet beobachtet. Bis das exklusive Wohnhaus in allerbester Lage in Halle (ein Angebot für 520 000 Euro) seinen Käufer gefunden hat oder das fachgerecht restaurierte Bauernhaus »in einzigartiger Lage« (425 000 Euro), vergeht wohl ein wenig Zeit. Doch das jahrelang ungeliebte Zweifamilienhaus erlebe derzeit seine Renaissance. Nachgefragt wird es aus wirtschaftlichen Zwängen, aber auch weil Familienverbünde eng zusammenrückten, übrigens nicht nur türkische und russlanddeutsche.
Ein Dauerbrenner auf dem Immobilienmarkt bleibt das Siedlungshäuschen aus den 50-er Jahren, für das Käufer gern 150 000 bis 200 000 Euro ausgeben möchten, wenn es in guter Lage ist. Bonnet: »Charakter und Flair einer gewachsenen Bebauung, die neue Gebäude noch nicht haben können, finden immer ihre Kunden«.
Vor allem wenn das Haus in der Stadt liegt. »Raus aufs Land« fragt nur eine bestimmte kleine Klientel nach. Insgesamt haben es die Ortsteile schwerer, weiß Jürgen Bonnet.
Gänzlich unverkäuflich sind seiner Einschätzung nach derzeit Ladenlokale. Wohn- und Geschäftshäuser seien problematisch, weil eine nennenswerte Gruppe von Investoren fehle. Bonnet: »Die Gesetzgebung heute macht Vermietungen uninteressant«.
»Wir haben ausgeglichene Marktverhältnisse. Aber Preise wie vor zehn Jahren gibt es auch nicht mehr«, stellt der Immobilien-Vermittler fest. Derzeit liege man 20 bis 25 Prozent unter den Spitzenpreisen, wie sie als Ergebnis der Wiedervereinigung erzielt worden seien.
Jürgen Bonnet ist zuversichtlich, dass der Immobilienmarkt in der zweiten Jahreshälfte wieder anzieht. Und auch Reinhard Brinkkötter sieht in den vielen freien Häusern in Halle nur Einzelfälle. Brinkkötter: »Die B 68 ist zwar ein Problem, das einige potentielle Käufer durchaus abschreckt. Aber das sind nur Spitzen in Halle. Die Geschäfte sind derzeit eben etwas langatmiger«.

Artikel vom 06.07.2006