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Die Werre soll wieder fließen

Eine Serie der LÖHNER ZEITUNG - Folge 1: Probeabsenkung des Sielwehrs

Von Per Lütje (Text und Foto)
Löhne (LZ). In die Werre soll Bewegung kommen - und das im wahrsten Sinne des Wortes. »Sie soll wieder ein Fließgewässer werden«, sagt Ralf Isemann vom Löhner Umweltamt. Um dies zu erreichen, wird Ende Juli, Anfang August das Sielwehr in Bad Oeynhausen um knapp drei Meter abgesenkt.

Der Gewässerexperte des Umweltamtes verspricht sich von dieser Maßnahme eine deutliche Verbesserung der Wasserqualität. »Es mag sich ein wenig romantisch anhören, aber ein rauschender Fluss ist unser Ziel. Dadurch würde das Wasser mit viel mehr Sauerstoff angereichert, was sich positiv auf Flora und natürlich auch die Fauna, sprich die Fische, auswirken würde.«
Die Absenkung des Wasserpegels ist zunächst auf zwei Monate begrenzt. In dieser Zeit soll untersucht werden, welche Auswirkungen die Maßnahme auf den Grundwasserspiegel und angrenzende Bäche und Flussläufe hat. »Zu diesem Zweck wurden in der Vergangenheit 37 Grundwassermessstellen und zusätzliche 30 Messpunkte an Vorflutern installiert«, erklärt Isemann.
Ursprünglich war das Sielwehr in seiner heutigen Form Ende des 19. Jahrhunderts errichtet worden, um in erster Linie Strom zu erzeugen. »Darüber hinaus hatte es die Aufgabe, den Kokturkanal und die Salinen im Kurpark mit Wasser zu versorgen. Bis auf den Kokturkanal sind die anderen Aufgaben des Sielwehrs weggefallen«, erklärt Isemann.
Und auch für für den Kokturkanal habe man sich bereits eine Lösung einfallen lassen, damit dieser nicht trocken fällt: »Wir würden den parallel verlaufenden Mittelbach nicht mehr in die Werre münden lassen, sondern in den Kokturkanal leiten. Von der Wassermenge müsste dies ausreichen.«
Grau ist aber auch in diesem Fall fast alle Theorie. »Alles können wir nicht vorhersagen, wie sich die Pegelabsenkung auswirkt. Deswegen ist dieser Probelauf auch unabdingbar«, betont der Löhner Gewässerexperte. Die Kosten für die Absenkung in Höhe von 50 000 Euro trägt offiziell der Deichverband Löhne-Bad Oeynhausen, werden aber vom Gesundheitsministerium des Landes NRW als Nachfolgerin des aufgelösten Staatsbades übernommen.
Auch wenn der Probelauf günstig verlaufen sollte, wovon Isemann ausgeht, dürfte die endgültige Öffnung des Sielwehrs noch auf sich warten lassen. »Ich denke, dass dies in den politischen Gremien beider Städte noch intensiv beraten wird.«
Dennoch hofft er, dass man sich auch dort zu diesem Schritt durchringen kann. »Es ist ja nicht so, dass wir auf dem Weg zur Renaturierung der Werre, Millionen nur für Fische ausgeben wollen. Auch der Hochwasserschutz und der Flusslauf als Naherholungsgebiet erfahren eine deutliche Aufwertung.« Er könne sich gut vorstellen, dass die ohnehin schon gute Qualität den einen oder anderen dazu verleiten wird, im Sommer wieder ein Bad in denn kühlen Fluten der Werre zu nehmen - so wie es vor einigen Jahrzehnten noch gang und gäbe war.
Durch die Absenkung des Flusspegels erwartet das Löhner Umweltamt zudem eine Verbesserung der Regenwasserabführung in Ostscheid. »Diese Kanäle fließen in die Werre oder deren Nebenarme. Der Ablauf würde verbessert, weil mit der Absenkung ein größeres Gefälle hergestellt wird«, erläutert Ralf Isemann.

Artikel vom 05.07.2006