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Katerstimmung statt Finalparty

Enttäuschung nach der Halbfinal-Niederlage der deutschen Nationalelf


Lübbecke (jug). »Man muss auch mal verlieren können, das gehört dazu«, redet die Mutter eindringlich auf den kleinen Steppke an ihrer Hand ein, der in Tränen aufgelöst ist, »und wir haben nunmal verloren.« »Aber doch nicht Deutschland«, entgegnet der Junge verzweifelt und weint weiter. Der Kleine war sicherlich nicht der einzige Fan, der nach Spielende am Dienstagabend in Lübbecke eine Träne wegdrückte. Und dabei hatte die Party wieder so toll angefangen. . .
Dicht an dicht drängten sich die Fußballbegeisterten am Abend vor den Leinwänden und Fernsehern auf der Partymeile, bestens gerüstet, um mit dem Team Deutschland ins Finale einzuziehen. Doch je länger die Tore ausblieben, desto unruhiger wurde die Fangemeinde. Da nützten alle »Deutschland-, Deutschland«-Rufe nichts mehr. Als kurz vor Ende der Verlängerung - manch einer mag im Geiste schon im Elfmeterschießen gewesen sein -, die beiden Tore fielen, wurde es schlagartig stiller auf der »Fanmeile«. »Das kann doch nicht sein«, murmelte ein Fan, Fassungslosigkeit auf vielen Gesichtern. Viele Fans machten sich direkt danach auf den Heimweg. Lediglich eine kleine italienische Gruppe schwenkte begeistert ihre Nationalfahnen.
Nach groben Schätzungen der Polizei-Einsatzkräfte waren bei den öffentlichen Veranstaltungen in Lübbecke etwa 500 Fußballbegeisterte unterwegs, in der Innenstadt von Minden etwa 2 000 Fans, in Espelkamp etwa 700 Personen und in Bad Oeynhausen etwa 200 Teilnehmer. Wie die Beamten berichten, hatte die Polizei im Mühlenkreis nach dem Schlusspfiff wenig Arbeit. Die bisher üblichen Autokoros fielen aus. Lediglich in Bad Oeynhausen veranstalteten die Fans der siegreichen Mannschaft ein Autokorso mit etwa 70 Fahrzeugen. Während es in allen Städten keinerlei Probleme gab, mussten die Beamten in Minden sieben Platzverweise aussprechen, da es zu kleineren Rangeleien kam.
Außerdem mussten vier Personen ins Polizeigewahrsam eingeliefert werden. Davon war eine Person so stark angetrunken, dass sie zu ihrem eigenen Schutze in die Obhut der Polizei kam.
Dass es bei einer solch großen Besucherzahl in Minden zu kleineren Störungen kam, sei nicht unüblich und könne die bisher positive Bilanz der Polizei für den gesamten Kreis nicht trüben. Für die Polizei sei die Weltmeisterschaft allerdings noch nicht vorbei.

Artikel vom 06.07.2006