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Englänner söiket
dützke Soldoaten

Elfriede Sudbrink erzählt auf Platt

Rahden (WB). Anlässlich der 60. Wiederkehr des Kriegsendes hat Elfriede Sudbrink »Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« veröffentlicht. Sie schildert auf Platt, wie sie als Kind diese Zeit erlebt hat. Heute geht es um: »Englänner söiket dützke Soldoaten«.
Elfriede Sudbrink, Hobbyautorin aus Kleinendorf.

Wi han'n däi ersten Nacht, woa ett bi uss woll käin Krieg mehr gaff, gout oawerstoahn. Schmoans säit'n sogor däi bein dützken Soldoaten mett an Diske toun Fröihstücken. Oss däi söigen, dat ett bi uss un Klavier gaff, würn säi nich mehr tou houl'n. Ett stellde sick harrut, dat beide Musiker würn un in Hamburg in äin grout'n Orchester speelt han'n. Säi sett'n sick an't Klavier un speel'n uss wunnerbare Melodien voh. Dat wass watt fo usen Opa, so'ne Künstler harre häi no nie hört, mende häi. Wi annern vogäit'n fo'n Ougenblick uck use Sorgen un häbbt begeistert tou lüstert.
Däi dützke Soldoat, däi oll 'ne Weeken bi uss wass, harre sick entschloat'n, in englische Gefangenschaft tou goahn. Häi könn nich no Hus, siene Heimat wass in Schlesien, dat han'n däi Russen oll längs besett't. In englische Gefangenschaft tou kom, wür sicher hunnertmoal beeter, oss denn Russen in'ne Hänne tou fall'n, mende häi. Däi Soldoat hätt uss olle in Staun'n vosett't, häi wass nebenbi Kunstturner un hätt uss äinige Stücke, watt häi so upp Loager harre, voführt. Oss häi van uss wegg güng, hätt Mama öhne no un paar Botterbröie un Eier mett upp'n Wegg geem. Upp'n Nacken harre häi un Stock, doa wass un wittet Taskendouk anbun'n, dat schull häit'n dat häi sick ergeem dö.
Ett wass in'ne Mirragestiet, dou söigen wi, dat Panzers un Jeep's bi uss upp'n Wege föhrn. Äin Jeep, mett englische Soldoaten, kam bi uss upp'n Hoff, säi sprüngen ut ührn Jeep un röipen bi uss upp'e Deel: »Wir suchen deutsche Soldaten, habt ihr welche versteckt?« Wi kräigen un grout'n Schreck un no mehr Angst, oss wi söigen, dat däi Hamburger Soldoaten nore Englänner güngen. »Ich hier Bauer, hier keine Soldaten versteckt«, see däi äine. Use Pole stünd uck doabie un see: »Ich Pole, drei Jahre hier arbeiten, gutes Haus für mich, keine Soldaten hier.« Däi Englänner glöfften dat, stäigen wia in ührn Jeep un föhrn wegg.
Uss föllt ein Stäin van Hate, dat dat so gout goahn wass un däi bein Hamburger so'n Mut hatt han'n. No mehr mössten wi uss oawer Franz wunnern, häi höllt doch in jede Loage jümmer tou uss.
Däi annern Dage föhrn jümmer wia Panzer un Jeep's in'n Holte un in'ne Büske harümme un söggten dützke Soldoaten. Wi würn frouh, dat sick däi bein Soldoaten, wia upp'n Patt maket han'n. Ob däi woll no Hamburg henn käim?
»Erinnerungen ut miene Kinnertied in twäiten Weltkrieg« kann man bei »Das Buch« in Rahden oder bei Elfriede Sudbrink, Tel. 0 57 71/30 76, erhalten.

Artikel vom 06.07.2006