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Fahnen kreuzen für das Finale

Deutsche und italienische Zuschauer nehmen es sportlich - Halbfinal-Krimi

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Einen Schrei hat es in der Familie Rossi gestern Abend noch gegeben - entweder ist Sylvia Rossi in den Pool geworfen worden, oder ihr italienischer Mann Romolo und Sohn Maurice (10) - in Tochter Patrizia (19) schlagen zwei Herzen. Sie bedient in Giannis Eisdiele mit italienischem Trikot, aber deutschem Fähnchen auf der Wange.

»Wir haben gewettet«, lachen die Rossis, eine waschechte deutsch-italienische Familie. »Gewinnt Deutschland, schmeißen mich meine Männer ins Schwimmbecken, machen dafür aber eine Woche lang die Hausarbeit. Und umgekehrt«, freut sich die deutsche mit einem Blitzen in den Augen. Fast freundschaftlich, nur fürs Foto ein leicht grimmiges Gesicht, kreuzen Romolo Rossi und Deutschland-Fan Ralph Rottmann an der Bahnhofstraße die Fahnen.
Bei jeder Chance erheben sich die etwa 100 Zuschauer im Zelt der Evangeliums-Christen an der Mergelheide von ihren Bierzelt-Bänken. Chancen gab es in der ersten wie in der zweiten Halbzeit - mehr aber auch nicht. Die Spannung bleibt bis zuletzt. Bei gegrilltem Fleisch lassen sich die Halbzeit- und Verlängerungspause gut überbrücken. Bisher haben die Evangeliums-Christen alle Deutschland-Spiele gezeigt - ein Mal im Keller, weil der Beamer nachmittags nicht stark genug war, einmal wegen einer gleichzeitig stattfindenden Hochzeit am Hallenbad.
In der »Kabinett-Arena« liegt die Spannung wie eine Glocke über Bistro und Biergarten. Christine und Jürgen Lakämpers Team schwitzen für Deutschland - mehr für die deutschen Fans, die durstig nach dem Sieg lechzen. Im Publikum und auf den vielen Leinwänden - Jens Lehmann. Der in Schloß Holte-Stukenbrock ist zwar erst 12 Jahre alt, aber hat natürlich den berühmten Namensvetter auf dem Deutschlandtrikot. »Fürs Finale nehmen wird diesen Platz noch dazu, sperren die Feilenstraße und machen ein echtes Public Viewing daraus«, sagt Wirt Jürgen Lakämper, wischt sich über die Stirn und schiebt das nächste Fass Bier in die Trinkhütte im Biergarten.

Artikel vom 05.07.2006