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Vorsicht vor der Telefon-Abzocke

Verbraucherzentrale warnt vor »schwarzen Schafen« im hart umkämpften Markt

Gütersloh (mdel). Mit harten Bandagen kämpfen die Telefonanbieter um Kunden. Für den Verbraucher muss dieser Wettbewerb nicht immer von Vorteil sein. Nach den Erfahrungen der Verbraucherzentrale Gütersloh sind auch viele »schwarze Schafe« unterwegs, um den Bürgern überteuerte Verträge oder Dienstleistungen anzudrehen.

10 700 Kontakte zählte die Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr, ein Großteil der Einzelberatungen in der neuen Geschäftsstelle in den Räumen der Stadtbibliothek beschäftigte sich mit dem Bereich Telekommunikation. »Die Liberalisierung dieses Marktes hat dazu geführt, dass Leute zu unseriösen Mitteln greifen, um Provisionen von den Anbietern zu kassieren«, erläutert Geschäftsstellenleiterin Jutta Hülsmann. Die Maschen sind vielfältig: So werden zum Beispiel ältere Menschen zu Hause aufgesucht und dazu animiert, ihre Telefonrechnung vorzuzeigen. »Die Rechnung ist wie ein offenes Buch, weil sie wichtige Daten wie Bankverbindung oder Adresse beinhaltet«, sagt die Verbraucherschützerin. Zum Abschluss des Gesprächs wird der Gastgeber dann aufgefordert, eine Bestätigung zu unterschreiben, dass er von dem Mitarbeiter des Telefonanbieters besucht wurde - dieses Schriftstück ist dann die Auftragsbestätigung. Auch kommt es vor, dass Rentnern völlig überdimensionierte Telefonanlagen angedreht werden. Ihnen werden ISDN- oder DSL-Anschlüsse verkauft, obwohl sie das Internet gar nicht nutzen. Die Verbraucherzentrale hilft in diesen Fällen mit einer Rechtsberatung. »Unser Glück ist, dass die Verträge innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden können. So konnten wir in nahezu 100 Prozent der Fälle die Geschichten rückgängig machen und auch dafür sorgen, dass die Anbieter die Kosten übernehmen«, erklärt die Verbraucherschützerin.
Ein beliebter Tummelplatz für zwielichtige Gesellen ist das Internet. Vermeintlich kostenlose Angebote wie »100 SMS oder Klingeltöne gratis« entpuppen sich als Falle. »Die Nutzer schließen ein Abonnement ab, ohne es zu bemerken«, berichtet Jutta Hülsmann. Auch sei es bei nicht geschäftsfähigen Jugendlichen vorgekommen, dass deren Geburtsdatum auf das 18. Lebensjahr zurückdatiert wurde. Ziehen die Eltern dagegen zu Felde, wird von Seiten der Anbieter mit einer Anzeige wegen Betruges gedroht. »Damit sollen sie eingeschüchtert werden«, erklärt die Geschäftsstellenleiterin.
Ebenfalls umkämpft ist der Handy-Markt. Viele würden sich über ihre hohen Abrechnungen wundern und gar nicht merken, dass (teure) Funktionen bereits vom Hersteller voreingestellt wurden - zum Beispiel, dass sich der Verbraucher sofort im Internet befindet, wenn er sein Gerät einstellt.

Artikel vom 06.07.2006