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»Radfahrer werden in
den Graben geleitet«

»Angebotsstreifen« lässt länger auf sich warten

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Aus der Sicht von Anwohner Ernst-August Büsing aus Laar ist es ein Schildbürgerstreich, für Radfahrer und Fußgänger allerdings ein lebensgefährlicher: Beidseits der Lübbecker Straße verschmälert sich der Mehrzweckstreifen etwa 150 Meter vor der Kreuzung Laarer Straße und mündet im »Straßenbegleitgrün« - nördlich, am Nachtclub »Moon-Light«, ebenso wie im südlichen Bereich der Kreuzung.

Dort nehmen Autofahrer zwar wegen des bekannten »Starenkastens« meist den Fuß vom Gas, Radfahrer und Fußgänger fühlen sich trotzdem stark verunsichert, wenn tonnenschwere »Brummis« und Pkw im Zentimeterabstand an ihnen vorbeibrausen. »Wir als schwächste Verkehrsteilnehmer werden quasi in den Straßengraben geleitet«, ärgert sich Büsing, selbst begeisterter Fahrradfahrer, über die Verantwortlichen beim Landesbetrieb Straßen NRW in Minden.
Die wollten vor etwa zwei Jahren auf der stark und schnell befahrenen Lübbecker Straße einen Unfallhäufungspunkt beseitigen und richteten Linksabbiegespuren vor der Kreuzung ein. Statt die Fahrbahn insgesamt zu verbreitern wurde kurzerhand der Mehrzweckstreifen »eingespart«: Dort, wo jetzt die Linksabbiegespuren markiert sind, gibt es keinen Mehrzweckstreifen mehr, der Velofahrern und Fußgängern zumindest ein gewisses Sicherheitsgefühl gegeben habe, kritisiert Büsing. Seit Jahren kämpft der 73-jährige Pensionär dafür, dass der gefährliche Kreuzungsbereich am »Moon-Light« entschärft wird. Zwar habe es bereits Ortstermine mit Vertretern des Landesbetriebes und der Stadt Herford gegeben, aber: »Bisher hat sich nichts getan.« Rüdiger Christensen vom städtischen Ordnungsamt bestätigte, dass ein so genannter »Angebotsstreifen« am Fahrbahnrand für Radfahrer und Fußgänger markiert werden soll. Eine entsprechende verkehrsrechtliche Anordnung habe die Stadt Herford bereits im Oktober 2005 erlassen. Ausführen muss aber sie der Landesbetrieb Straßen NRW - Stadtbedienstete dürfen hier nicht selbst zum Farbeimer greifen. Leider sei die Anordnung bis heute nicht umgesetzt worden, bedauert Christensen ebenso wie Kollegin Juliane Tack, die Fahrradbeauftragte der Stadt: »In diesem Bereich wird sehr schnell gefahren, die jetzige Verkehrssituation ist eine Zumutung für Radfahrer.«
Doch die Auskunft aus Minden lässt hoffen: »Der Angebotsstreifen wird noch 2006 markiert«, versichert Straßen-NRW-Pressebeauftragte Kathrin Gellermann. Der genaue Zeitpunkt allerdings liege in der Disposition der damit beauftragten Firma, die die georderten Markierungen möglichst wirtschaftlich abarbeite: »Die fahren ja nicht für jeden einzelnen Markierungsstreifen extra raus.«

Artikel vom 05.07.2006