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Würgeschlange im Keller eingefangen

Polizisten nehmen Königspython im Kissenbezug mit auf die Wache - Tier jetzt im City-Zoo

Von Kathrin Weege
Espelkamp/Lübbecke (WB). »Fisch-Kescher« und ein Kissenbezug waren bei einem »Spezial-Einsatz« die Waffen von Polizist Dirk Niemeyer. Der 42-jährige Beamte war in die Mozartstraße in Lübbecke gerufen worden, denn dort im Keller hatten die Bewohner eine 1,20 Meter lange Schlange entdeckt. Jetzt ist der Königspython - eine Würgeschlange - im City-Zoo Jedamski in Espelkamp untergebracht.

Nach dem Notruf machte sich Dirk Niemeyer, Polizeibeamter im Wach- und Wechseldienst in Lübbecke, mit seinem Kollegen Gerd Pappenhagen (43) sofort auf den Weg. »Ich hatte mit einer Blindschleiche -Êdie ist dünn wie ein Bindfaden -Êoder im schlimmsten Fall mit einer Kreuzotter gerechnet«, erinnert sich Niemeyer. Auf dem Weg nahm der Hobby-Angler noch einen »Kescher« von zu Hause mit. Am Einsatzort angekommen, staunten die Beamten nicht schlecht, denn sie sahen sich einer 1,20 Meter langen und sechs Zentimeter dicken Schlange gegenüber. Sie hatte sich in einem kleinen Vorratskeller hinter einem Gefrierschrank versteckt. »Die Hauseigentümerin hatte Herzklopfen, war aber recht ruhig und eher freudig überrascht über den ungebetenen Gast«, berichtet Niemeyer. Als er selber das Tier zum ersten Mal sah, wich er erstmal - erschrocken über die Größe - einen Schritt zurück. »Schnell war mein Jagdinstinkt geweckt und ich wollte die Schlange selber einfangen. Aber ich hatte ja keine Ahnung, um welche Art von Schlange es sich handelt«, so der Polizist.
»Wir zogen den Gefrierschrank vor und ich fing den Kopf der Schlange mit dem Kescher, fixierte das Tier mit einem Stab und hob es in einen Kissenbezug, den die Hauseigentümer zur Verfügung stellten«, beschreibt Niemeyer die aufregende Situation. Der Bezug wurde zur Vorsicht in einen Eimer gelegt, damit niemand dem Tier zu nahe kommen konnte. »Ich hab das Kissen zugeschnürt und die Schlange mit zur Wache genommen«, erklärt Niemeyer. Von dort ist sie dann zum City-Zoo Jedamski nach Espelkamp gekommen, wo sie Inhaber Uwe Bachert auf drei bis vier Jahre schätzte.
Die Würgeschlange ist noch nicht ausgewachsen und kann 1,50 bis 1,80 Meter groß werden. »Diese hier ist für Menschen nicht gefährlich«, sagt der Experte Bachert.
Bei einer Würgeschlange wie diesem Riesenpython handelt es sich um keine »Anfänger-Schlange« in der Handhabung, meint der Betreiber des City-Zoos. Die Reptilien seien sehr sensibel. Bei der Ernährung seien sie wählerisch. Manche fräßen nur weiße Mäuse, nur männliche oder weibliche.
Für Polizist Niemeyer war die Rettungsaktion eine aufregende Sache. Und als er wusste, dass es sich bei dem Tier um keine gefährliche Schlangenart handelte, nahm er sie gleich mutig auf die Hand, um ein paar Erinnerungsfotos von dem ungewöhnlichen Einsatz zu machen.
Um den Besitzer der Schlange ausfindig zu machen, wird sich Bachert mit dem Veterinäramt Minden in Verbindung setzen. Bei der unteren Naturschutzbehörde müssen Eigentümer solcher Schlangenarten ihre Tiere melden.
»Ich lasse mir dann eine Namensliste von allen Eigentümern im Umkreis aushändigen. Wem die Schlange gehört, der kann sie hier abholen. Allerdings wird überprüft, ob sich der Eigentümer auf besagter Liste befindet. Sonst könnte schließlich jeder das Reptil abholen«, so Bachert. Wer seinen Königspython vermisst, kann sich unter % 0 57 72 / 88 02 mit dem City.Zoo Jedamski in Espelkamp in Verbindung setzen.

Artikel vom 04.07.2006