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DHL: Preise gesenkt und
Packstation in Bielefeld

Kritik an der »Mogelpackung« vor dem Steuerschock

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Die Post-Tochter DHL hat ihr Porto für den Paketdienst zum 1. Juli um bis zu 40 Prozent gesenkt. Die Konkurrenz sieht darin eine »Mogelpackung«.

Das früher halbstaatliche Unternehmen wird 2007 wahrscheinlich in Gänze umsatzsteuerpflichtig. Um den Kunden dann nicht gleich 19 Prozent Mehrwertsteuer aufzubürden, habe man den Verbrauchern jetzt offenbar ein kurzzeitiges Geschenk gemacht, glaubt Marcus Laabs vom Wettbewerber DPD (Paket Shop Kurierdienst) in Bielefeld. Post-Pressesprecher Achim Gahr wollte diese These gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT nicht kommentieren. Nur so viel: Die Angelegenheit sei »hochpolitisch«. Noch gelte der Steuer-Sonderstatus, alles Andere hänge nicht einmal von Berlin, sondern von Brüssel (Sitz der Europäischen Kommission) ab.
Nach den neuen Tarifen berechnet die DHL für Pakete bis zu zehn Kilogramm Gewicht nur noch 6,90 statt 10,50 Euro. Bis 20 Kilo werden für 9,90 (statt 14) Euro befördert. »Der Angriff gilt Hermes«, so der Leiter des DPD-Shops Jöllenbecker Straße. Experten kritisieren an den neuen DHL-Tarifen zudem, dass die Pakete bis fünf Kilo (bislang sieben Euro) abgeschafft wurden und de facto nur zehn Cent billiger geworden sind.
Einen Euro günstiger werden die Sendungen bei der DHL, wenn man die Paketmarke im Internet oder an einer der 700 Packstationen im Land erwirbt. Letztere soll es laut Gahr demnächst auch in Bielefeld geben. »Ob schon 2007 oder später, steht noch nicht fest.« Die Planungen jedenfalls liefen.
Packstationen sind Automaten, an denen die Kunden täglich rund um die Uhr die Marken ziehen und Paketsendungen abholen können. Hat zum Beispiel jemand beim Online-Versand Amazon ein Buch bestellt, ordert er bei DHL die »Goldene Karte« und erhält im Gegenzug in der Regel per SMS aufs Handy eine PIN-(Geheim) Nummer, mit der er ein bestimmtes Fach öffnen kann.
Wer ein kleines Paket verschicken möchte, der liegt bei Hermes immer noch günstiger als bei DHL. Denn bei der Versandtochter des Otto-Konzerns ist in den 3,90 Euro die Versicherung enthalten. Preisbewusste können bei der Wahl der rund 60 Paketannahmestellen in Bielefeld (siehe Kasten) weiter sparen, indem sie prüfen, wo die Verpackung am günstigsten ist und ob die Auslieferung (wie bei DHL) innerhalb eines Tages oder binnen zwei oder drei Tagen (wie bei Hermes) erfolgt. Denn auch hier gibt es Unterschiede. Zudem bietet Hermes selbstklebende Etiketten zum Nulltarif für den Paketschein aus dem Internet. Der DHL-Online-Frankierservice kostet dagegen einmalig drei Euro.
Grundsätzlich gilt: Bei kleineren Paketen ist Hermes weiter der günstigste Anbieter, mittelgroße Pakete sind bei DHL nur preiswerter, wenn die Paketmarke im Internet oder an der Packstation erworben wurden. Allerdings gibt es sie auch für 19,80 Euro im Dreier- und für 64 Euro im Zehner-Set. Ganz Schlaue nutzen die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Und verschicken jetzt das »Fanpaket« von Hermes - 25 Kilo für 3,70 Euro. Allerdings läuft die Aktion nur bis zum Endspiel am 9. Juli.

Artikel vom 04.07.2006