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»Sekundenschieber« für freie Fahrt

Verkehrstechniker Heinrich Block: Herr über rote Ampeln und grüne Wellen in Paderborn

Von Jens Twiehaus
Paderborn (WV). Heinrich Block ist Paderborns »Herr der Ampeln«. Als Sachgebietsleiter für Verkehrstechnik macht der 57-Jährige die »grüne Welle« - und erklärt, warum die nicht immer funktioniert.

Eigentlich ist Block ein Sekundenschieber. »Wenn eine neue Ampel ins System eingebaut wird, dann entwerfen wir die Grünphasen noch auf dem Papier«, erklärt er. Dabei gibt es eine »goldene Regel«: tagsüber hat an einer Kreuzung jede Richtung innerhalb von 80 Sekunden einmal »Grün«.
Ein zentraler Verkehrsrechner überwacht die Anlagen. Er übernimmt organisatorische Aufgaben, die vom Verkehrsaufkommen abhängige Schaltung wird vor Ort gemacht. Eine hochkomplizierte Technik, die von vier Elektrikern ständig gewartet wird. Das Paderborner Ampelnetz umfasst 215 Anlagen und 88 Fußgängerampeln.
Seit 1973 ist Block bei der Stadt beschäftigt, seit 1979 kümmert er sich um »Lichtanlagen« und ist der »Vater des Verkehrsrechners«. »Eigentlich zu lange«, grinst der Bad Lippspringer - denn als Oberaufseher der Ampeln hat man es nicht leicht. Besonders wenn das Einsatzgebiet von verärgerten Autofahrern als »Ampelborn« bezeichnet wird. Böse Briefe und Beschimpfungen am Telefon - das alles hat Heinrich Block schon erlebt.
Mittlerweile findet er kaum noch die Zeit, sich um Ampeln zu kümmern. Denn auch Beschilderungen fallen in seinen Aufgabenbereich. »Gutachten und Untersuchungen rund ums neue Stadion haben mich auf Trab gehalten«, erzählt Block. Da sei vieles liegen geblieben. »Es würde sowieso Jahre dauern, bis wir alle Verbesserungsvorschläge abgearbeitet hätten«, berichtet Block.
Aber warum eigentlich funktioniert die »grüne Welle« nicht immer? Schuld daran sei die Physik, rechtfertigt sich Heinrich Block. Und nennt ein Beispiel: »Auf einer Straße liegen drei Kreuzungen. Die mittlere Ampel liegt nicht genau in der Mitte, die Strecken sind also unterschiedlich lang und ein Fahrzeug kommt viel später an der mittleren Kreuzung an.«
Eine Richtung werde zwangsläufig ausgebremst, wenn die 80-Sekunden-Regel eingehalten werden soll. Und man bedenkt, dass an den Kreuzungen weitere Straßen einmünden, an denen Autofahrer warten.
Bei Ampelschaltungen gelte generell der Grundsatz »Sicherheit vor Leichtigkeit«. »Es geht nicht darum wie schnell, sondern wie sicher man über die Kreuzung kommt«, hält Block fest.
Aber was spricht gegen Kreisverkehre? »Sie sind oftmals zu teuer. Und gerade bei hoher Verkehrsdichte leisten Ampeln viel mehr«, erklärt Block.
Wie gerne hätte man da ein Gerät, wie es die Pader Sprinter-Busse bei sich haben. Mit einem Bordcomputer funken sie die Ampeln an und erhalten »Grün«. Dieser »Service« ist aber nur Bussen vorbehalten. »Wenn ich unterwegs bin, bleiben mir also auch kaum Vorteile«, sagt Block. Aber manchmal ärgere er sich selbst über schlechte Schaltungen. Der Unterschied zum normalen Autofahrer: »Ich merke mir den Fehler und kann ihn ausbügeln«.

Artikel vom 23.08.2006