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Abenteuer Kanada -
ein Familienerlebnis

Fünf Wamelings gehen für ein Jahr nach Vancouver

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Autos sind verschifft, die Koffer gepackt, alle Papiere und Genehmigungen eingeholt, die Freunde mit einer großen Fete verabschiedet - das Abenteuer kann beginnen. Und das heißt Kanada. Für ein Jahr gehen Stephanie und Bernd Wameling mit ihren Töchtern Sophia (16) und Johanna (14) und Sohn Joseph (10) nach Vancouver.

Ein Unternehmen der ganz besonderen Art, verbunden mit einem ungeheuren Aufwand und einer logistischen Meisterleistung. Denn soviel ist an großen und kleinen Dingen zu bedenken - von der Wohnungssuche über die Anmeldung in den Schulen bis zur Impfung der Hunde und der Hausbetreuung hier. »Doch wenn man den Willen hat, dann ist das alles auch möglich«, sagt Stephanie Wameling. Und den Willen zum Abenteuer Kanada hat die Familie: »Wir haben ganz bewusst Ja zu diesem Jahr gesagt.«
Sie selbst hatte es Mann und Kindern vorgeschlagen, als sie im vergangenen Jahr - wieder einmal - die Sommerferien in dem nordamerikanischen Land verbrachten, das sie so schön und dessen Mentalität und Selbstverständnis sie so bewundernswert findet. Das will sie ihren Kindern nahebringen - und zwar nicht per Schüleraustausch-Programm, sondern als Familienerlebnis. »Kanada hat eine uralte indianische Vergangenheit, als Staat allerdings nur eine kurze, dafür sehr intensive 200-jährigen Einwanderungsgeschichte. Aber es werden dort große Anstrengungen unternommen, wie man die Kulturen, Religionen und Traditionen zusammenbringt. Mit Respekt und Offenheit und glasklaren Regeln«, erklärt die Steinhagenerin. So hätten die Kanadier richtiggehende Verhaltenskodizes für den Umgang mit der »First Nation«, den Indianern, den europäischen Auswanderern, den Asiaten, den Juden, Hindus, Christen und Moslems aufgestellt, deren Einhaltung auch streng überwacht werde. So werden etwa an der Elementary School, die der zehnjährige Joseph besuchen wird, ganz gleichberechtigt alle Feste aller Religionen gefeiert: »Jeder kommt zu seinem Recht, denn alle sollen alle Kulturen kennen lernen, um sie dann eben auch respektieren zu können«, sagt Stephanie Wameling.
Doch mit einem Touristen-Visum ist der einjährige Aufenthalt nicht zu machen. Bernd und Stephanie Wameling haben deshalb eine Zweigstelle ihrer hiesigen Firma in Vancouver gegründet. »Über die Handelskammer dort wird uns die Kontaktaufnahme sicherlich nicht schwerfallen«, sagt die Steinhagenerin.
Und auch die drei Kinder sehen dem Abenteuer Kanada mit einer Riesen-Erwartung entgegen. »Es ist eine große Chance«, sagt die 14-jährige Johanna. Zunächst sei die Idee noch so unwirklich gewesen, erst als das Haus in der Crown Street gefunden war, wurde sie greifbar: »Aber Angst hatte ich nie. Wir kommen ja wieder zurück, es bleibt hier nichts auf der Strecke«, meint die 16-jährige Sophia. »Ich freue mich, dass ich neue Erfahrungen machen kann. Man verändert sich und versteift sich nicht so sehr auf das Gewohnte«, berichtet sie von einer Freundin, die schon überall auf der Welt gelebt hat: »Sie kommt mit jeder Situation zurecht und ist in sich so gelassen. So möchte ich auch sein.«
Und dann ist da noch die Schule, die viel mehr bietet als eine deutsche: neben den Grundkursen ein vielfältiges wahlfreies Programm - nicht als AG, sondern als richtige Unterrichtsfächer. Da gibt es Japanisch und Informationstechnologie, Ernährungslehre und Geologie, die Drama Group, Grafikdesign und - für Sophia - sogar Modedesign.

Artikel vom 04.07.2006