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St. Pauli immer ein Extra-Erlebnis

27-jähriger Thorsten Joerend ist Lübbeckes ranghöchster Mann im schwarzen Dress

Lübbecke (ko). Eine WM wäre ohne Seinesgleichen nicht möglich - Wenn die Fußball-Weltmeisterschaft über die Mattscheibe flimmert, dann guckt Thorsten Joerend aus Lübbecke, das Aushängeschild aus dem heimischen Sport, wie jeder andere Fußball-Begeisterte natürlich so oft wie möglich zu.

Den 27-jährigen Industriekaufmann interessiert dabei aber nicht nur, wer gewinnt oder verliert, sondern auch, was der Mann in Schwarz, also der Unparteiische macht.
Der ranghöchste Fußball-Schiedsrichter des Fußballkreises Lübbecke, der mit Beginn der kommenden Saison in sein drittes Zweitligajahr als Assistent sowie drittes Jahr als Schiedsrichter in der Regionalliga geht und außerdem Junioren-Bundesliga-Spiele leitet, blickt zufrieden zurück auf ein Spieljahr, bei dem er auch von den Beobachtern wieder gute Noten erhielt.
Einmal selbst bei einer WM dabei sein? Thorsten Joerend lacht: »Jeder Sportler möchte wohl einmal bei einem solchen Ereignis dabei sein.«
Sich durch gute Leistungen für höhere Aufgaben zu qualifizieren, das ist natürlich auch das Ziel von Joerend, der vor zwölf Jahren im Alter von 15 Jahren zum ersten Mal als Unparteiischer auf dem Platz stand. Nach jetzt zwei Jahren Regionalliga hätte er rein theoretisch schon wieder die Möglichkeit gehabt, wieder eine Klasse aufzusteigen, also als Zweitliga-Schiedsrichter und Erstliga-Assistent.
Dass es nicht so gegkommen ist, sieht Thorsten Joerend, der für den VfB Fabbenstedt pfeift, aber nicht als Niederlage an. »Wie viele aufsteigen, das hängt auch davon ab, wie viele oben aufhören (müssen)«, erklärt Joerend. Er gehöre immerhin zu einem Kreis von 80 Regionalliga-Schiedsrichtern.
Mit Persönlichkeit, Regelsicherheit und sicherem Auftreten sowie Disziplinkontrolle ist es Absicht von Joerend, an die elf Zweitliga-Spiele und zehn Regionalliga-Spiele sowie vier Jugend-Bundesliga-Spiele vom letzten Jahr anzuknüpfen.
Langweilig ist ihm die Pfeiferei nie geworden. Der faire Sport ist seine Motivation. »Man darf nie daneben greifen«, erklärt Thorsten Joerend, der vor Herausforderungen keine Angst hat. Diese hängen jedoch vom Zufall ab. »Man muss in jeder Situation die Regelkunde beherrschen und man braucht die ungewöhnlichen Situationen, wo man dann entscheiden muss, wie ein Spiel weiter fortgeführt wird«, erklärt Joerend. Nur anzupfeifen, abzupfeifen, zwischendurch Einwurf geben, wäre kein Spiel, in dem ein Schiedsrichter zeigen könnte, dass er gut ist.
Aber auch Spiele, wo alles drunter und drüber geht, seien nicht das, wonach er sich sehnt oder womit er sich qualifizieren kann. Natürlich sei es keine Absicht, den Spielern beider Mannschaften zu zeigen, wer der Herr auf dem Platz ist und wem das Augenmerk gehört, aber Thorsten Joerend versucht schon zu zeigen, dass er präsent ist und er in seiner Funktion als Schiedsricher als AuThorität zu sehen ist.
Dass der Schiedsrichter nicht gefeiert und bejubelt wird, daran hat sich Thorsten Joerend längst gewöhnt. Aber wenn die Spieler auf dem Platz und die Trainer von der Bank seine Entscheidungen nicht kritisieren, dann sei das ein Zeichen dafür, dass er etwas richtig gemacht habe.
Ein gellendes Pfeifkonzert und einen Hagel von Feuerzeugen habe er im Gegensatz dazu ebenfalls noch nicht erlebt.
»Ein besonderes Erlebnis sei immer wieder, ein Spiel auf St. Pauli zu leiten. Das sei schon Bundesligastimmung auf der Tribüne sowie auf dem Feld. Auch das Spiel Cottbus gegen Rostock hatte etwas von dem, was Joerend gerne öfter erleben würde. Auch die weiten Fahrten zum Beispiel nach Burghausen, wo er letztes Jahr assestierte, seien Erlebnisse besonderer Art.
Sein Training bestehe einerseit aus Laufen, andererseits auch mit dem Befassen der Beurteilungen, die er nach jedem Spiel erhält.
Beim Leistungstest, den er diese Woche ablegte, bei dem Fitness und Gesundheit auf den Prüfstand kamen, schnitt Joerend übrigens ohne Tadel ab. Auch dies eine Bestätigung für ihn, dass er sein Metier ernst nimmt. Gute Leistungen auf dem Platz sollen folgen . . .

Artikel vom 01.07.2006