30.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Frische Ideen in Freiluft-Ateliers

Bei der 4. Sommerakademie gibt es schon erste Ausstellungsstücke

Halle (kg). Der Neue in der Sommerakademie ist keineswegs eingeschüchtert. »In aller Unbescheidenheit: Wir haben hier das schönste Atelier und die schönsten Bilder«, lacht der Maler Wolfgang Meluhn und weist voller Stolz auf die Landschaften seiner Schüler.

Abstrakte Sachen, fein ausgearbeitete oder plakative - in nur drei Tagen seit dem Start der vierten Sommerakademie im Bönkerschen Steinbruch haben die Kunst-Novizen in Borgholzhausen schon richtig etwas vorzuweisen.
Das ist bei Meluhns Kunst-Kollegen ein paar Schritte weiter nicht anders. Ob unter weißen Kunststoffzelten oder in anderen Freiluft-Ateliers, wer seit ein paar Tagen die insgesamt dreiwöchige Akademie besucht, der hat schon eine Ahnung, wie es ist, einen Stein oder ein Stück Holz zu bearbeiten, ein Mosaik zusammenzufügen, mit Öl-, Acryl- oder Aquarellfarben zu malen.
»Wir sind ausgebucht bis auf einen Kurs Experimentelles Malen bei Johannes Schepp. Da gibt es nächste Woche noch vier Plätze«, berichtet Künstlerin Gaby Wieging, die die Akademie wieder mit Günter Schlömann organisiert hat. Gaby Wieging hat den Teilnehmern in ihrer Steinbildhauerei das Thema »Formenvielfalt« gestellt und ist selbst verblüfft, wie vielfältig die Ergebnisse ausschauen - geschlagen, gehämmert, gemeißelt, gefeilt in Baumberger Sandstein, Speckstein und Alabaster.
Verschiedene Teilnehmer haben sich wie Volker Brüggemeyer, pensionierter Erdkunde- und Chemielehrer aus Spenge, schon eingehend mit dem Thema befasst. Seine Frauen-Skulptur, aus der er vier weibliche Körper aus den verschiedenen Seiten des Steines herausarbeitet, wirkt durchdacht. Andere kämpfen heftiger mit einem Material, mit dem sie sich zum ersten Mal befassen. Burgel Kölling (61) aus Borgholzhausen und ihre Schwester Mala Farghaly (66) aus Düsseldorf puzzeln mit Fliesenteilchen. Mosaike auf kleinen Blechtischen entstehen, einmal Libellen, das andere Mal Sonnenblumen als Motiv, beides Unikate. »Das ist doch paradox. Man zerschlägt heile Fliesen, um sie neu zusammenzusetzen«, meinen die Schwestern, die sich vor Jahren schon als »Bonbonkleberinnen« für die bunten Messestände von Storck betätigt haben.
Am heutigen Freitag wie auch nächste Woche ist jeweils ab 16 Uhr eine kleine Ausstellung zum Abschluss geplant, am 14. Juli sogar ein großes Fest. Für das leibliche Wohl der Besucher ist im Steinbruch gesorgt - und wer heute das Fußballspiel sehen möchte, der kann dort gemeinsam mit anderen Künstlern vor dem Bildschirm mitfiebern.

Artikel vom 30.06.2006