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Fußballfieber, Vorruhestand und Vlotho in Verse gefasst

Keine Langeweile auf dem Winterberg: Erich Köllig schreibt Gedichte

Von Alice Koch
Vlotho (VZ). Vor dem Fernseher rumsitzen kommt für ihn nicht infrage. Seit Erich Kölling aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden ist, hat er eigentlich noch weniger Zeit als vorher, und er hat eine neue Leidenschaft für sich entdeckt - das Gedichte schreiben.

Seine Gabe entdeckte der 72-Jährige eher zufällig. Bei einer Diskussion mit seiner Frau Helga am Frühstückstisch vor einem Jahr reimte er aus Flachs ein paar Verse. Seitdem schreibt er Gedichte über die unterschiedlichsten Themen. Politik, Vorruhestand, seine Jugendzeit, die Stadt Vlotho, über Jahreszeiten und Freunde, aber auch ein Gedicht mit dem Titel »Mein Vater war ein Fährmann« und ganz aktuell zum Thema »Fußballfieber« hat er bereits verfasst. Darin heißt es zum Beispiel: »Ich wünschte mir richtig schöne Spiele, und von diesen gab es schon sehr viele. Das Publikum war fair und machte keine Randale, alles andere wär' ja auch viel zu schade. Und wie gewünscht die Spiele dann zu Ende gehen, den Weltmeister werden wir in vier Jahren wiedersehen«.
»Die Ideen zu meinen Versen fliegen mir einfach so zu«, sagt Erich Kölling. Dann kann es schon mal sein, dass er einfach vom Mittagstisch aufspringt und anfängt zu dichten. »Sogar nachts fällt ihm manchmal etwas ein«, weiß seine Frau Helga. Manchmal feilt er mehrere Stunden an einem Werk, bis er es endlich für perfekt hält.
»Wenn er mir seine fertigen Gedichte dann vorliest, bin ich immer ganz begeistert, und frage mich, wie ihm das alles eingefallen ist«, sagt Helga Kölling.
Als Betriebsleiter und Schuhmodellierer der Firma Bleyer in Herford war der Vlothoer immer sehr eingespannt, und als er in Pension ging, musste er sich erstmal an die neu gewonnene Freizeit gewöhnen. Er besuchte Englischkurse, sammelt Streichholzschachteln, lernte Akkordeon nach Noten zu spielen und besuchte Computerkurse. Die kommen dem 72-Jährigen jetzt zugute, denn er schreibt seine Gedichte nicht mit der Hand oder auf einer alten Schreibmaschine, sondern sehr fortschrittlich auf dem Computer. »Mittlerweile hat sich das Rentnerleben eingespielt«, sagt seine Frau Helga, »aber langweilig wird es mit ihm nie.«

Artikel vom 30.06.2006