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Neuerungen in der
Verler Hauptschule

Verl setzt einzelne Bausteine um

Von Elke Hänel
Verl (WB). In der Hauptschule Verl wird es im neuen Schuljahr einige Neuerungen geben. Denn auch ohne Geld vom Land wollen Rektorin Maria Lindner und ihr Team zumindest drei Bausteine aus dem Konzept verwirklichen, das für die Einführung des Ganztagsbetriebs erarbeitet worden war, um ihre Schüler noch besser fördern zu können.

Die Landesregierung hatte bekanntlich Ende 2005 eine Qualitätsoffensive zum Schuljahr 2006/07 angekündigt und den Hauptschulen angeboten, sich um die Förderung als Ganztagsschule zu bewerben. Doch die Versprechungen waren zu vollmundig, wie Klaus Streck, Konrektor der Hauptschule Verl, kritisiert. »Erst den Eindruck zu erwecken, alle Schulen, die es werden wollen, haben auch die Chance, dann aber aus Geldmangel nur zehn Prozent der Bewerber auszuwählen, nenne ich Sand in die Augen streuen.« Die Ablehnung der Bewerbung aus Verl gehe denn auch nicht auf Inhaltliches zurück: »Ich weiß aus sicherer Quelle, dass unser Konzept bei den Entscheidungsträgern ganz oben auf der Liste stand«, betont Streck. Das Nein aus Düsseldorf war daher sehr enttäuschend - zumal vor Ort alle Voraussetzungen stimmten: Schulträger und Eltern seien gleichermaßen überzeugt, notwendige Umbauten schon geplant und das gesamte Kollegium hochmotiviert gewesen, erzählt Rektorin Maria Lindner. Nun wird sich die Hauptschule bei der nächsten Runde erneut bewerben, auch wenn für das Schuljahr 2007/08 noch weniger Schulen ausgewählt werden. Doch nicht nur deshalb wird das Konzept mit vielen Ideen für eine zusätzliche Förderung der Schüler nicht ad acta gelegt.
Denn das Kollegium hat sich vorgenommen, »möglichst viele gute Bausteine« auch ohne Förderung vom Land umzusetzen. Schließlich habe man bei den Eltern hohe Erwartungen geweckt, weiß Maria Lindner. So zum Beispiel mit Angeboten aus dem Bereich »Gesundheit und Bewegung«, aus dem eine Idee nun mit Eigenengagement umgesetzt werden soll: ein gemeinsames gesundes Schulfrühstück mit Brötchen, Obst und Gemüse. Morgens können die Klassen Bestellungen aufgeben, vorbereitet werden soll das Frühstück von Schülern im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften oder dem Berufswahlpraktikum. Im Klassenverband sollen es sich die Schüler dann schmecken lassen, die Hofpause und eine Unterrichtsstunde werden dafür etwas verkürzt. Maria Lindner, Klaus Streck und ihre Kollegin Rita Kerkhoff wollen den Kindern auf diese Weise Anregungen für eine gesunde Ernährung geben und auf Essmanieren achten, vor allem aber erhoffen sie sich eine bessere Konzentrationsfähigkeit im Unterricht. Denn obwohl wissenschaftlich bewiesen ist, dass ein leerer Magen nicht gern studiert, hat erfahrungsgemäß nur etwa die Hälfte der Schüler regelmäßig ein Pausenbrot dabei. Zahlen müssen die Schüler für das Frühstück nur den Selbstkostenpreis.
Eine weitere Neuerung ist die Einführung des Berufswahlpasses. »Das ist ein Nachweis über alles Wesentliche, was ein Schüler in Sachen Berufswahlvorbereitung gemacht hat: Praktika, Probierwerkstatt, Beratungen und ähnliches«, erklärt Klaus Streck. Ebenfalls in diesen Bereich gehört ein Knigge-Praktikum für die 9. Klassen: Eine Fachfrau wird mit den Jugendlichen in einem Vormittagsseminar erproben, wie man sich insbesondere beim Praktikum in einem Betrieb verhalten sollte, worauf es zum Beispiel bei Kleidung und Körpersprache ankommt. »In unbekannten Situationen sind die Schüler oft unsicher. Und auch im Alltag können sie diese Tipps sicher gut gebrauchen«, meint Rita Kerkhoff.
Die dritte Neuerung: Für die Fünft- und Sechstklässler wird es montags und dienstags jeweils zwei verbindliche Nachmittagsstunden geben, in denen eine Sprachförderung in Deutsch sowie Mathematik und Englisch im Mittelpunkt stehen. Im »Lernstudio« können die Hausaufgaben erledigt werden, zudem soll es kreative und spielerische Angebote geben. Und man wolle den Schülern Techniken vermitteln, um sie zu eigenständigerem und optimiertem Lernen anzuregen, erläutert Maria Lindner. An den beiden Tagen werden die Kinder gemeinsam mit den »13 plus«-Schülern zu Mittag essen - nicht nur, um sie satt zu bekommen, »sondern das Essen in der Gemeinschaft hat aus unserer Sicht auch einen hohen sozialen Stellenwert«, hebt Maria Lindner hervor.

Artikel vom 30.06.2006