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Improvisiert und Versprechen gehalten

Höxteraner FH-Studenten bauen einen Kinderspielplatz für Waisenkinder in Rumänien

Höxter (WB). Es ist geschafft und das Versprechen eingehalten. Nach drei Wochen intensiver Bautätigkeit in Buzias, einer kleinen Stadt in der westlichen rumänischen Region Banat, haben 16 Studenten der Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Lippe und Höxter und zwei Garten- und Landschaftsbau-Auszubildende der Berufsbildenden Schule Koblenz unter Leitung von Prof. Dr. Jörn Pabst und Dipl.-Ing. Ulrich Wittenstein einen Kinderspielplatz für die Waisenkinder des Kinderhauses »Hänsel und Gretel«, einer Einrichtung der Heiner-Buttenberg-Stiftung aus Meckenheim, fertiggestellt.

Unter ihrem Entwurfsmotto »Zug des jungen Lebens« setzten die Studierenden damit auf 750 Quadratmeter zum ersten Mal eine eigene Planung in die Realität um.
»Ich freue mich vor allem darüber, dass die Studierenden und Berufsschüler trotz der schwierigen Umstände, die den ganzen Bau begleitet haben, ihr Versprechen gehalten haben und den Kindern den Spielplatz übergeben konnten. Sie haben damit nicht nur bewiesen, dass Sie über eine fachliche und interkulturelle Kompetenz verfügen, sondern dass sie auch der sozialen Verantwortung gerecht werden konnten, die sie im letzten Jahr mit der Absicht, einen Kinderspielplatz zu planen und auch zu bauen, eingegangen sind«, sagt Prof. Dr. Jörn Pabst, der das Projekt im vergangenen Jahr initiierte (das WESTFALEN-BLATT berichtete).
70 Tonnen Trag- und Filterschichten, 20 Tonnen Sand, 50 Kubikmeter Bodenbewegung, 60 Meter Mauerwerk und 150 Quadratmeter Pflasterflächen sind nur einige der beeindruckenden Kennwerte der Baumaßnahme. »Wir mussten vieles in Handarbeit fertigen, was normalerweise mit Maschinen erledigt wird. Aber die rumänische Mentalität ist eine andere als bei uns. Was für heute versprochen wird, kommt vielleicht morgen oder übermorgen oder eben gar nicht«, berichtet der Student Marius Wiede: »Aber im Endeffekt klappt es trotzdem irgendwie.«
Im Vorfeld der Reise, die jeder Teilnehmer aus der eigenen Tasche finanzierte, wurde von den Studenten ein halbes Jahr lang geplant. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnten von den Studierenden Spielgeräte und Baumaterial im Neuwert von nahezu 20 000 Euro zusammentragen werden. Alle Gerätschaften wurden per Lkw nach Rumänien transportiert und dort von den Teilnehmern montiert, gesäubert, teilweise auch renoviert, wenn nötig auch mit viel Fantasie, denn Ersatzteile konnte man nicht einfach mal eben im Laden kaufen. »Wenn es nicht anders ging, haben wir aus überzähligem Spielgerät Ersatzteile gewonnen oder mit Alt- und Restmaterialen des gleichzeitig auf dem Gelände stattfindenden Hausumbaus gearbeitet«, sagt die Studentin Judith Koch.
Besonders glücklich waren die Kinder der Heiner-Buttenberg-Stiftung, für die letztendlich der Spielplatz gebaut wurde. Bei der Eröffnung stürmten diese die neue Spielfläche und nahmen alle Geräte sofort in Beschlag. Zusammen mit den Studierenden und Berufsschülern wurde ausgiebig getobt und gelacht, was insbesondere Stiftungsgründer Heiner Buttenberg sehr beeindruckte: »Ihr habt nicht nur den Kindern, die in unvorstellbar katastrophalen Zuständen gelebt haben, eine riesige Freude bereitet, sondern auch mir.«
»Die Verbindung von Theorie und Praxis im Rahmen eines solchen Projektes ist für die Studierenden und die Berufsschüler, gerade unter dem Aspekt ihres zukünftigen Berufslebens und Zusammenarbeitens, eine unschätzbare Erfahrung«, so Ulrich Wittenstein, der als ehemaliger Chef eines mittelständischen Garten- und Landschaftsbaubetriebes in Bad Salzuflen spontan seine Bereitschaft erklärte, die Aktion der Studierenden zu begleiten und seinen Erfahrungsschatz weiterzugeben.
Abgeschlossen wird das Projekt im Rahmen einer Ausstellung, an der die Studierenden zur Zeit arbeiten.

Artikel vom 28.06.2006