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So nass wie seit
1991 nicht mehr

Wimbledon ertrinkt im Regen

London (dpa). Im Laufschritt schnappte sich Roger Federer seine Tennistasche und rannte vom Center Court. Fast hätten ihn die Jungs mit der blauen Plane noch erwischt, die nach den ersten Regentropfen in London eiligst über den Platz gezogen wurde.

6:3, 1:2 stand es gestern im Auftaktmatch des Titelverteidigers gegen den Franzosen Richard Gasquet. Der Schweizer war auf dem besten Weg, mit seinem 42. Rasensieg nacheinander den Rekord des Schweden Björn Borg auszulöschen. Doch nach einer Dreiviertelstunde wurde die Partie vom Regen gestoppt und um 20.22 Uhr deutscher Zeit wie alle anderen Spiele auf heute verschoben.
Auch Thomas Haas hatte sich einen anderen Start in das Grand-Slam-Turnier vorgestellt. Gegen den Tschechen Jiri Vanek sollte er auf dem kleineren Nebenplatz Nummer 6 antreten. Doch statt Tennis zu spielen, mussten er und die versammelte Elite sich die Zeit vertreiben, denn nicht jeder bekam auf die Schnelle einen Trainingsplatz im Trockenen. Von den sieben Deutschen, die gestern antreten sollten, hatte es Rainer Schüttler am besten: Sein für den Abend geplantes Match gegen den Kroaten Roko Karanusic wurde als eines der ersten auf heute verschoben.
Für Youngster Benjamin Becker waren es die quälendsten Stunden seiner Karriere. Noch nie hat der 25-Jährige aus Mettlach in Wimbledon gespielt, und die Nervosität wurde in der Warteschleife nicht geringer. Dabei war nicht einmal klar, was ihn mehr quälte: die Furcht vor seinem ersten Gegner, den auf Rasen nicht ganz so starken Argentinier Juan Ignacio Chela, oder die Vergleiche mit seinem berühmten Namensvetter.
Wimbledon 2006 hat sich schon am ersten Tag einen Platz in den Geschichtsbüchern der All England Championships gesichert. Dass überhaupt kein Spiel am Eröffnungstag beendet werden konnte, hat es zuletzt 1991 gegeben. In dem Jahr, als Michael Stich den Titel holte, waren nach vier Tagen nur 52 der angesetzten 240 Matches gespielt. Die Folge davon war, dass erstmals am freien Sonntag in der Mitte des Turniers gespielt werden musste.
Das wiederholte sich bei der nassesten Auflage überhaupt vor zwei Jahren. Zwei Tage wurden komplett »weggewaschen«, wie es in den britischen Zeitungen hieß. Nur drei Tage blieben während der zwei Wochen ohne Regenunterbrechung. Erst am Montag holte sich Goran Ivanisevic im Jahr 2001 seinen Titel. Mit einer Wildcard gestartet, beschwerte sich der Kroate freilich nicht, denn der Regen hatte ihn zuvor mehrfach vor einer Niederlage bewahrt.
Wimbledon heute im TV: 15.45 - 21.45; live bei DSF

Artikel vom 27.06.2006