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Horror-Unfall auf A 30

Gefahrguttransport fährt in das Stauende hinein

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne-Gohfeld (LZ). Es ist der Alptraum eines jeden Autofahrers. Sie stehen am Ende eines Staus und sehen im Rückspiegel einen 40-Tonner, der nicht mehr bremsen kann. So geschehen gestern auf der A 30, als ein mit Natronlauge gefüllter Gefahrguttransport mit hoher Geschwindigkeit in ein Stauende raste. Der Fahrer wurde schwer verletzt, die ätzende Flüssigkeit trat zum Glück nicht aus.

Um kurz nach acht Uhr hatte sich auf der A 30 in Richtung Bad Oeynhausen bis in Höhe Auffahrt Gohfeld der allmorgendliche Verkehrsstau gebildet. »Mein Fahrer stand als letzter im Stau und hat das Unheil im Rückspiegel bereits kommen sehen«, erzählt Spediteur Thomas Baumgarten aus Pattensen bei Hannover, der sofort zur Unglücksstelle eilte. »Zum Glück hat er noch geistesgegenwärtig reagiert, sich am Lenkrad festgehalten und den Sattelzug leicht aus der Bahn gefahren.«
Den schrecklichen Knall und das Geräusch von berstendem Metall konnte er aber nicht mehr verhindern. Durch die Wucht des Aufpralls schob der Gefahrguttransporter drei vor ihm wartende Laster ineinander und rund 100 Meter weiter. »Nicht auszudenken, wenn das Autos gewesen wären«, sagt Baumgarten mit Blick auf die vollkommen zerstörte Fahrerkabine des Unfallverursachers.
Die Rettungskräfte brauchen fast 90 Minuten, um den 36-jährigen Mann aus Gelsenkirchen aus dem zerfetzten Stahlknäuel zu schneiden. Einige Feuerwehrleute sprechen von einem Wunder, dass er da überhaupt lebend geborgen werden konnte. Als ihn die Helfer endliche auf eine Trage legen können, reckt der Schwerverletzte sogar zwei Finger in die Höhe, so als wollte er sagen: »Seht, ich hab's geschafft.«
Mit schweren Kopf- und Beinverletzungen wird der Brummifahrer mit einem Luftrettungshubschrauber nach Hannover geflogen. Ein Fahrer eines weiteren Lasters erleidet leichtere Verletzungen, zwei weitere bleiben unverletzt.
Bis in die Nachmittagsstunden war die A 30 zwischen der Auffahrt Löhne-Hüllhorst und der Abfahrt Gohfeld voll gesperrt. Drei der vier in den Unfall verwickelten Lkw waren nicht mehr fahrbereit und mussten abgeschleppt werden. Problematisch gestaltete sich auch die Bergung des Gefahrguttransporters. Hierzu musste eine Stunde lang auch die Gegenrichtung voll gesperrt werden, um die 16 Tonnen Natronlauge umzupumpen.
Den Sachschaden beziffert die Polizei auf etwa 500 000 Euro. Angaben zur Unfallursache wurden gestern noch nicht gemacht. Die Autobahn konnte erst am Nachmittag gegen 15.30 Uhr wieder freigegeben werden. Während der Bergungsarbeiten war der Verkehr um die Unfallstelle herumgeleitet worden.

Artikel vom 27.06.2006