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Ein Tennis-Märchen aus 1001 Nacht

TV Espelkamp-Mittwald feiert und ehrt drei Jubilare für 50-jährige Vereinstreue

Von Ingo Notz
Espelkamp (WB). Wenig (Tennis-) Spiel, mehr Sätze und viele Siege(r): Die Jubiläumsfeier aus Anlass des 50. Vereinsgeburtstages des TV Espelkamp-Mittwald war ein Volltreffer. Rund 250 Gäste aus dem eigenen Verein, aber auch aus befreundeten Clubs und aus Politik und Wirtschaft hatten den Weg auf die Clubanlage gefunden - und waren begeistert von dem, was TVE-Vorsitzender Manfred Langhorst und sein Team »serviert« hatten.

»Es hat kein Mensch daran gedacht, und geglaubt, dass Deutschland an diesem Tag im Achtefinale spielen würde. Aber was gibt es für einen schöneren Grund, den 2:0-Sieg zu feiern - und den 50. Geburtstag unseres Vereins!« Manfred Langhorst&Co hatten reagiert und die ursprünglich für 18 Uhr angedachte Feier zum 50. Vereinsgeburtstag auf 20 Uhr verlegt - so kamen auch die zahlreichen Fußball-Fans zu ihrem Recht. Erst die WM - und dann auf ähnlichem Niveau weiter feiern: Der TV Espelkamp hatte unübersehbar weder Kosten noch Mühen gescheut und in einem Zelt-Traum aus 1001 Nacht die Jubiläumsfeier angerichtet. Und nicht nur das Ambiente, auch das, was anschließend in den historischen Rückblicken auf die vergangenen 50 Jahre »serviert« wurde, musste manchem immer noch wie ein Märchen vorkommen: der Aufstieg des kleinen Vereins aus dem Nichts im »Tennis-Niemandsland« bis zum Zweitbundesligisten mit höchster nationaler Wertschätzung. »Top in der Spitze, top in der Breite - vor 50 Jahren war daran nicht zu denken.« Manfred Langhorst informierte, unterhielt, ohne zu langweilen, denn auch er wusste: »Lange Grundlinienduelle will hier heute Abend keiner sehen beziehungsweise hören. . .« Und so begrüßte er die Ehrengäste auch nicht einzeln - es wären zu viele geworden: »Es ist üblich, besondere Gäste besonders zu begrüßen: Willkommen allen Mitgliedern samt Anhang - ohne Euch und Eure Treue zum Verein gäbe es dieses Jubiläum nicht!« Die Politiker Friedhelm Ortgies und Wilhelm Krömer wurden von Langhorst persönlich in die Pflicht genommen: »Unsere Herren spielen zum dritten Mal in Folge in der Zweiten Bundesliga. Ihr wurdet jedesmal eingeladen, bisher vergeblich - habt Ihr denn nur Handball im Kopf?« Zwei Zuschauer dürften damit beim ersten Heimspiel schon sicher sein. . . Langhorsts Dank galt nicht zuletzt auch Bürgermeister Heinrich Vieker. »Alle haben erkannt, dass der TVE ein wichtiger Imageträger der Stadt ist!« Ein besonderes Wort des Vorsitzenden gebührte natürlich dem Ehrenpräsidenten Paul Gauselmann: »Ihm kann der TVE nicht genug danken: als Spieler, Förderer und väterlicher Freund für den Vorsitzenden - lieber Paul, wir wissen alle, was wir an Dir haben!« Der lange Beifall unterstrich die Bedeutung des Unternehmers für den Verein. Bürgermeister Heinrich Vieker lobte die »hochpressionelle Führung und Leistung« des Vereins, der »Spitzensport in die Tennisprovinz« gebracht habe - »und gleichzeitig familiär geblieben« sei. Besonders wichtig: »Beim TVE ist die Spitze nicht künstlich erzeugt, sondern aus der Breite erwachsen« - und verwies auf die eigenen Talente, die selbst in der Zweiten Liga immer noch dabei sind. »Der TVE wirbt mit seinem sympathischen Auftreten für die gesamte Region«. Und das auch in Zukunft, denn »mit dem Merkur-Förderkonzept ist die weitere Entwicklung beispielhaft und weitsichtig« angelegt. Zudem habe sich der TVE mit den erstmals in Espelkamp auszutragenden Internationalen Westfälischen Meisterschaften selbst das schönste Geschenk zum Geburtstag gemacht, so Vieker.
Landrat Wilhelm Krömer dankte stellvertretend Manfred Langhorst und Paul Gauselmann für die Übernahme der Verantwortung im Verein: »Die Größten im Verein sind die, wenn es um die tägliche Arbeit geht.« Krömer scheute sich auch nicht vor dem Vergleich mit dem Erstligisten TuS N-Lübbecke: »Der TV Espelkamp gehört zu den größten und erfolgreichsten Vereinen der Region und hat die drittbeste Zuschauerzahl in der Bundesliga. Da könnte der Handball in der Relation mal nachlegen. . .!« Ein großes Kompliment sei auch der Fakt, dass 50 Prozent der Vereinsmitglieder Jugendliche sind.
Ernst Sasse als Vertreter des Westfälischen Tennis-Verbandes überbrachte die besten Wünsche und bedankte sich für die Übernahme der Internationalen Westfälischen Meisterschaften.
Ehrenvorsitzender Paul Gauselmann, ebenso bewegt wie begeistert, dankte Freunden und Förderern des Vereins - und verwies auf den historischen Scheidepunkt, an dem der Verein vor vier, fünf Jahren angelangt gewesen sein. Im Mittelpunkt die Frage: »Sollten wir langsam dahin dümpeln oder die Initiative ergreifen?« Mit viel Eigeninitiative (»Davon kann sich der Verband eine Scheibe abschneiden. . .«) sei dann der weitere, bekannte Aufstieg bis zum jetzigen Status Quo erreicht worden. Und auch auf das - sportlich bereits vor zwei Jahren erreichte - Thema Aufstieg in die Erste Bundesliga, auf den der TVE dann aber verzichtet hatte, ging Gauselmann kurz ein: »Erste Liga können wir erst machen, wenn Espelkamp 100 000 Einwohner hat. . .!«
50 Jahre TV Espelkamp-Mittwald - mehr als nur eine Zahl. Dahinter verbergen sich zahllose Geschichten von Menschen, die sich für den Verein eingesetzt haben und ihn damit schließlich zu dem gemacht haben, was er heute ist. Und so durften Manfred Langhorst und Paul Gauselmann auch noch drei Mitglieder der ersten Stunde ehren, die ihrem TV Espelkamp-Mittwald seit nunmehr 50 Jahren die Treue halten: Liane Jensen, Rolf-Dieter Sczech und Ernst-Hermann Dahl in Vertretung für seine Frau Hildegard Knöbel-Dahl. Da es für 40-jährige Mitgliedschaft bereits die goldende Vereinsnadel gibt, hat sich der TVE als Steigerung der goldenen Nadel nun für die drei Jubilare eine goldene Nadel mit goldener »50« einfallen lassen.
Die Ehrungen waren der Schlusspunkt des offiziellen Teils - aber natürlich noch lange nicht das Ende des Feier-Abends. Bis weit in die Nacht hinein zeigten die TVEler, dass sie nicht nur mit ihrer Herren-Mannschaft auf Bundesliga-Niveau bestehen können.
Das Schlusswort stammt vom Ehrenvorsitzenden Paul Gauselmann: »Ein Zelt - fantastisch. Eine Ausstattung, die sich ein Fünf-Sterne-Hotel wünschen würde. Ein Fest, das in Erinnerung bleiben wird!« Aufschlag. Ass. Spiel, Satz und Sieg: TVE!

Artikel vom 26.06.2006