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Knecht jetzt Gildemeister

Schuhmachermeister Ernst Dreisvogt leitet Lederamt

Rheda-Wiedenbrück (de). Das Schuhmacher-, Fleischer-, Lohgerber- und Sattler- Amt in Wiedenbrück, kurz Leder-Amt genannt, hat einen neuen Gildemeister: Schuhmachermeister Ernst Dreisvogt.
Er wurde in der Gildeversammlung einstimmig gewählt. 25 Jahre diente er der Gilde als Amtsknecht. Seinem Vorgänger, Fleischermeister Gerhard Knöbel, der fast ein Jahrzehnt die Gilde leitete, aber auf eine Wiederwahl verzichtete, wurde für seinen Einsatz zur Bewahrung der Gildetradition gedankt. Die Aufgaben des Amtsknecht erledigt weiterhin Fleischermeister Thomas Knöbel, die des Schriftführers Ferdi Klodt.
Zünfte und Gilden waren früher Organisationen des Handwerks und des Handels. Meister und Gesellen gehörten dazu. In der Blütezeit im 15. und 16. Jahrhunderts überwachten sie die Preisgestaltung, die Qualität der geleisteten Arbeit und das Einkommen der Mitglieder. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit erlosch der Einfluss der Gilden. An ihrer Stelle traten 1897 die Innungen. Trotzdem hielten Bürger die Gilden in Wiedenbrück bis heute wach. Das Lederamt, das in der Gaststätte »Zum Paradies« zusammenkam, gehört zu den ältesten Gilden Wiedenbrücks. Aus einer Urkunde ist erkennbar, dass die Gilde schon 1659 eine Fahne restaurieren ließ.
Im Leder-Amt unserer Tage gibt es eine Besonderheit, die sonst in der Amtsgeschichte nicht auftaucht. Mit Brigitte Monkenbusch (Schuhe) und Gaby Neitemeier (Innenausstattung und Polster) gehören zwei Frauen als vollberechtigte Mitglieder zu dieser Gilde.
Ferner gibt es in Wiedenbrück noch das älteste Amt, das Kramer-Amt, dem 1598 viele Privilegien verliehen wurden. Dieses Amt tagte im Ratskeller unter der Leitung von Gildemeister Clemens Druffel. Das Schreiner- und Tischler Amt traf im Hohenfelder Brauhaus mit Gildemeister Willi Michels an der Spitze zusammen. Das Schmiede-Amt mit Gildemeister Wilhelm Baumhus beriet im »Alten Gasthaus«.

Artikel vom 24.06.2006