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Schutz vor dem Zerfall

Treffen der Stadtarchivare im Harsewinkeler Rathaus

Kreis Gütersloh (mi). Alle sechs Monate kommen die Archivarinnen und Archivare aus dem Kreis Gütersloh zusammen, um gemeinsam aktuelle Themen zu diskutieren.
Am Freitag war es wieder so weit: Man traf sich im Harsewinkeler Rathaus und besprach unter anderem die Massenentsäuerung von älterem Papier, den Umgang mit elektronischem Schriftgut sowie die Aufbewahrungsfristen von Verwaltungsakten.
Das Problem des Zerfalls von säurehaltigem Papier besteht seit mehr als 160 Jahren, nun naht eine Lösung: Um das sich auflösende Papier von schlechter Qualität zu festigen und zu sichern, stellt das Land NRW eine Million Euro bereit. Zehn Restauratoren sollen, unterstützt von 100 Hilfskräften, das Schriftgut durch ein technisches Verfahren so entsäuern, dass es die nächsten Jahrzehnte übersteht. Von dieser Maßnahme ist schätzungsweise ein Drittel des Archivs in Harsewinkel betroffen, da besonders in Krisenzeiten (wie zum Beispiel nach den Weltkriegen) die Qualität des Papiers stark nachließ. »Wir freuen uns, dass sowohl der Landschaftsverband als auch das Land das Projekt zu 80 Prozent fördern. Die Kommune spart so viele Kosten«, sagte Dr. Wolfgang Bockhorst vom westfälischen Archivamt.
Außerdem steht auf dem Tagesprogramm der Kreisarchivare das Problem des Umgangs mit EDV-Schriftgut. Wurden früher die Akten, die nach einiger Aufbewahrungszeit vom Archivar für nicht archivwürdig erklärt wurden, entsorgt, so muss heutzutage bereits zu Beginn der Aktenführung entschieden werden, was im Computer gesichert wird und was nicht. Die Daten sind jedoch unwiderruflich verloren, wenn sie einmal gelöscht wurden, was zu einem ständigen Diskussionsprozess über die Wichtigkeit von Akten zwischen den Archivaren und den Datenschutzzentren führt. Im Mittelpunkt der Debatte stehen die Meldedaten, die beispielsweise Familienzusammenhänge aufführen. Diese werden für jede Person nach 27 Jahren aus Gründen des Datenschutzes gelöscht - was es dann teilweise unmöglich macht, Erbschaftszusammenhänge zu klären. Da an diesem Problem sowohl historisches als auch ein rechtliches Interesse besteht, schlagen die Kreisarchivare eine Änderung des Meldegesetzes vor.
Ein weiteres zur Beratung stehendes Thema war am Freitag die Aufbewahrungsfrist von Akten. »Die Kommunale Gemeinschaftsstelle bewahrt Verwaltungsakten unserer Meinung nach viel zu lange auf, bevor sie ins Kommunalarchiv gelangen. Daran möchten wir etwas ändern«, so Harsewinkels Stadtarchivar Eckhard Möller.

Artikel vom 24.06.2006