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In Amshausen beginnen Karrieren

Bierhoff, Dammeier und Co. beim TSV - Fußballerinnen steigen auf


Von Hans-Heinrich Sellmann
Altkreis (WB). Im Sommer 1986 sind Deutschlands Straßen nahezu leer gefegt - rund um die Uhr. Während sich Boris Becker tagsüber anschickt, seinen zweiten Wimbledon-Titel zu erobern, läuft spät abends die Fußball-Weltmeisterschaft über die öffentlich-rechtlichen Sender. Dabei reibt sich die Nation des Nachts nicht nur wegen aufkommender Müdigkeit die Augen.
Die deutsche »Gurkentruppe« (O-Ton Torwart Uli Stein) spielt sich tatsächlich bis ins Endspiel, bietet aber Leistungen, die die Fangemeinde nach neuen Talenten rufen lässt. Die kicken in diesen Wochen unter anderem auf dem Amshausener Sportplatz. Große Vereine wie Borussia Mönchengladbach, Hannover 96 oder (damals auch) Bayer 05 Uerdingen haben ihre A-Jugendliche in den Altkreis entsandt, und einige deuten schon damals an, dass mit ihnen auch in der Zukunft zu rechnen ist. Turniersieger Uerdingen kommt mit dem späteren Bayern-Angreifer Marcel Witeczek und einem Mittelstürmer, der allerdings noch einige Jahre brauchen soll, um es bis ganz ins Rampenlicht zu schaffen. Über den HSV, Österreich und Italien schiebt sich Oliver Bierhoff erst spät vom Amshausener Talente-Turnier in die erste Reihe. Einem gefällt es offenbar schon damals in Steinhagen so gut, dass er mittlerweile Wurzeln geschlagen hat. Detlev Dammeier belegt vor 20 Jahren mit Hannover den dritten Platz. Auf Seiten der Gastgeber machen Klaus Sötebier und Dirk Wachholz speziell beim Remis gegen Gladbach von sich reden.
l Möglicherweise hätten die aufstrebenden Youngster mit ihren druckfrischen Profi-Verträgen in der Tasche einige Wochen später noch nähere Bekanntschaft mit dem Altkreis gemacht. Auf dem Weg in die erste DFB-Pokalhauptrunde scheitert der damalige Verbandsligist Spvg- Steinhagen aber an Amateur-Vizemeister DSC Wanne-Eickel. Beim 1:3 (1:1) reicht es nur zu einem Treffer durch Bernd Lochmüller.
Nur wenige Kilometer weiter westlich hat ein kleiner Verein ganz andere Sorgen: Der TuS Langenheide kämpft in der Kreisliga A um den Klassenverbleib. Um ganz sicher zu gehen, muss am letzten Spieltag ein Punkt im Altkreis-Derby gegen SG Oesterweg her. Rainer Schürfeld und Andreas Pohlmann sorgen mit ihren Treffern zum 2:2 für kollektives TuS-Aufatmen.
Ihren Emotionen freien Lauf lassen dürfen auch die Peckeloher Frauen. Im Jahr vier nach Gründung steigen sie in die Landesliga auf. Trainer Klaus Keller freut sich besonders über das 2:1 gegen Jöllenbeck (»Die sind so arrogant«). Anneliese Hessel (24 Tore) und Martina Olschewski (23) haben großen Anteil am Erfolg.
l Handball-Aushängeschild Spvg. Versmold schließt die Saison derweil mit zwei Nackenschlägen ab. Zum Abschied von Trainer Willi Möhle leistet sich der Oberligist eine peinliche Pokal-Niederlage gegen den vier Klassen tiefer angesiedelten TuS Sennelager. Anschließend gibt Günter »Lucky« Kaschube seinen Wechsel zu Zweitligist GWD Minden bekannt. »Da kann ich mit dem Fahrrad zum Training fahren«, begründet der Mindener schweren Herzens seinen Entschluss.
l Die »Nacht von Borgholzhausen« - damals noch über zehn englische Meilen - ist 1986 eine Europameisterschaft. Der Türke Mehmet Terzi entreißt in 47:05 Minuten Karel Lismont aus Belgien den schon sicher geglaubten Sieg. Der beste Afrikaner (Berhanu Gima aus Äthiopien) kommt in diesem Jahr sogar erst nach dem besten Deutschen (Thomas Eickmann/Kassel) ins Ziel. Den Frauenlauf gewinnt Magda Ilands (Belgien).
l Eine Meldung vom Schwimmen avanciert in den kommenden 20 Jahren zum Dauerbrenner. Annegret Völcker schafft bei den Bezirksmeisterschaften eine neue Altersklassen-Weltbestzeit über 50 Meter Brust - 39,1 Sekunden.
l Parallel zu Boris Becker bauen die eifrigen Haller Asse weiter an ihrem »Tennis-Haus«. Die erste Herren-Mannschaft des TC Blau-Weiß steigt mit Jan Schwier, Rainer Höschen, Dietmar Glamann, Heiko Blomeier, Christian Post, Michael Kalbow und Torsten Kleine in die zweite Bezirksklasse auf.

Artikel vom 24.06.2006