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»Verfahren forciert A 33-Bau«

Kritik und Zustimmung zu Flurbereinigung- 200 Beteiligte bei Infoabend

Steinhagen (anb). Erst wenn der Planfeststellungsbeschluss für die A 33 rechtskräftig ist, dann wird auch die Bodenneuordnung wirklich akut. Doch die Vorbereitungen für die sogenannte Unternehmens-Flurbereinigung sind angelaufen - und sie brachten am Mittwochabend mehr als 200 Grundeigentümer im Berghotel Quellental zum ersten Infoabend zusammen.

Rund 300 Grundeigentümer betrifft die Maßnahme des Bielefelder Amtes für Agrarordnung insgesamt, um rund 800 Hektar an Flächen geht es. Der Saal des Quellentals quoll am Mittwochabend über: Das Thema interessiert, es wird aber auch sehr kritisch und durchaus kontrovers gesehen. So empfahl Steinhagens Ortslandwirt Hermann Frentrup, wie bereits im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT (Ausgabe 13. Juni) einmal mehr, sich der Maßnahme anzuschließen, um sowohl für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung als auch den Naturschutz geeignete Flächen schaffen zu können. Ganz anders sieht das Landwirtssohn Hartmut Düfelsiek: »Jeder, der sich am Verfahren beteiligt, forciert den Autobahnbau.« Denn es gehe hier darum, die für die Trasse und die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen benötigten 259 Hektar zu beschaffen.
Entstehen demjenigen, der sich jetzt aus dem Verfahren ausklinke und den Planfeststellungsbeschluss abwarte, Nachteile, wollte Düfelsiek wissen. Eindeutig nein, sagte Amtsleiter Bruno Cramer etwa im Hinblick auf Enteignung (»die wird es nicht geben«) oder Kosten. Die trägt der Bund als Auftraggeber des Verfahrens. Aber Cramer machte auch deutlich: Aus vermessungstechnischen Gründen und wegen eines einheitlichen Katasters sei es auch nicht so einfach, einzelne Grundstücke auszulassen.
Der Zeitpunkt des auf sechs bis acht Jahre anberaumten Verfahrens - für Hermann Frentrup und das Bielefelder Amt fast schon zu spät - ist für die Naturschutzverbände (etwa für die GNU) sowie für den Steinhagener A 33-Rechtshilfefonds zu früh angesetzt. Vorsitzende Sabine Wienströer erklärte, dass der Verein die Flurbereinigung zwar für wichtig halte, aber den Planfeststellungsbeschluss abwarten wolle, weil man erst dann die Details der Autobahn kenne. Und Rolf Dietrich monierte, dass ein teures Verfahren eingeleitet werde, für das es noch nicht einmal Daten gebe - sprich: längst nicht alle Flächen stehen fest.
Und das wird auch die nächste Aufgabe sein, wenn die Obere Flurbereinigungsbehörde die Maßnahme eingeleitet und sich die Teilnehmergemeinschaft offiziell gebildet hat. Dann werden die Flächen gesucht, die für Ausgleich und Tausch in Frage kommen. Grundlage für die Bewertung ist die Bodenqualität, preislich wird der ortsübliche Verkehrswert für landwirtschaftliche Acker-, Gründland- und Waldflächen angelegt.
259 Hektar (131 sind sogar schon erworben) werden allein für die Trasse und die vorgeschriebenen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gebraucht. Es könnten aber sogar weniger werden, wie Ulrich Windhager, Leiter des Landesbetriebs Straßen am Mittwoch in Aussicht stellte. Denn durch Nachbesserungen im Lärmschutz mit höheren Wänden und Wällen werden die Eingriffe in den Naturraum geringer, so dass man auf einen Teil der bisher eingeplanten Flächen verzichten könnte.

Artikel vom 23.06.2006