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Rückblick auf eine
skandalfreie Dienstzeit

Rechnungsprüfer Manfred Hahne geht in Ruhestand

Gütersloh (rec). Im Büro des Rechnungsprüfers Manfred Hahne (65) liegt ein Karton mit vier Flaschen Wein. Normalerweise würde er sofort wieder an den Absender zurückgesandt. Diesmal nimmt Hahne das Geschenk an. Es wurde ihm zum Abschied überreicht.

Nach 48 Jahren im Dienst der Stadt Gütersloh, davon 26 als Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, wird Manfred Hahne heute in den Ruhestand verabschiedet. Viele Gütersloher haben Hahne als Pressesprecher des SVA Gütersloh (1974 - 1978) und FC Gütersloh (1978 - 1991) kennengelernt. Von der heiklen Aufgabe im neunten Stock des Rathauses wussten dagegen nur wenige. Hahne und sein Team waren direkt dem Rat unterstellt, unabhängig und weisungsfrei von den jeweiligen Bürgermeistern. Sie hatten zu prüfen, ob das Steuergeld in der Stadtverwaltung zielgerichtet und wirtschaftlich eingesetzt wurde. Seit 1999 war das Rechnungsprüfungsamt (RPA) darüber hinaus federführend im Kampf gegen Korruption.
»Mit ständigem Misstrauen gegen die eigenen Kollegen ist diese Arbeit nicht zu leisten«, sagt Hahne. Mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein, Kompetenz und gesunder Distanz bewältigte das Amt unter Hahnes Leitung den schwierigen Spagat zwischen Prüfauftrag und menschlicher Nähe. Große Skandale blieben Hahne erspart. Mal ein Sozialamtsmitarbeiter, der Geld auf sein Privatkonto abzweigte, mal ein Angestellter, der sich aus der Gebührenkasse Vorschüsse auf sein Gehalt nahm. Doch kein einziger Bau-, Vergabe- oder Bestechungsskandal vermochte in den 26 Jahren seiner Amtszeit die Stadt zu erschüttern. »Bei aller Kunden- und Leistungsorientierung hat sich die Stadtverwaltung bis heute sinnvolle preußische Tugenden wie Sauberkeit, Ordnung und absolute Korrektheit bewahrt«, sagt Hahne.
Im eigenen Heim gebe es in den kommenden Jahres noch viel zu tun. Außerdem will er künftig wandern, Städte kennenlernen und einmal pro Jahr Juist besuchen. Mal sehen, was Luisa zulässt. Die dreieinhalbjährige Enkeltochter freut sich schon mächtig, dass der Opa bald etwas mehr Zeit für sie hat.

Artikel vom 23.06.2006