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10,3 Millionen schwarz ausbezahlt


Harsewinkel (peb). Am zweiten Prozesstag im Verfahren gegen Unternehmer Josef B. wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe (das WB berichtete am 13. Juni) kam gestern die Steuerfahndung zu Wort. Der damals zuständige Steuerfahnder machte vor der I. Strafkammer des Bielefelder Landgerichts den Umfang der Scheingeschäfte und Schwarzlohnzahlungen deutlich, die an Finanzamt und Sozialversicherungsträgern vorbei getätigt worden sein sollen.
Zwei Jahre hatte die Steuerfahndung ermittelt, etwa 1000 Aktenordner ausgewertet. Das Ergebnis: Josef B. habe für seinen Personalservicebetrieb für die Lebensmittelbranche (6000 Mitarbeiter) von einem Lohnunternehmen Rechnungen über 15,2 Millionen Mark, von einer eigenen Tochterfirma über 8,2 Millionen Mark für Leistungen an sich ausstellen lassen, die nie erbracht worden seien. Von dem Bargeld, das jeweils nach Begleichung der Rechnung an B. zurückgeflossen sein soll, habe der Harsewinkeler 10,3 Millionen Mark schwarz als Löhne ausbezahlt. Josef B. habe damals »auch privat einen hohen Finanzbedarf« gehabt, so der Fahnder. Umsatzsteuer in Höhe von etwa 1,64 Millionen Euro und 0,96 Millionen Euro an Lohnsteuer sollen dem Finanzamt vorenthalten worden sein, den Sozialversicherungsträgern 1,68 Millionen Euro.
B. hat die Taten eingeräumt und der Steuerfahndung bei der Aufklärung weitgehend geholfen, vor allem mit dem Ziel, so die Vermutung des Fahnders, sein Unternehmen zu retten. Steuerschulden und Sozialversicherungsbeiträge samt Säumniszuschlägen seien von ihm inzwischen fast gänzlich zurückerstattet worden.

Artikel vom 23.06.2006