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Ferrari nicht mit
Rapsöl fahren...

MARTa-Leiter Jan Hoet wird 70

Von Hartmut Horstmann
Herford (WB). Ohne sein Wirken wäre die Geschichte der modernen Kunst um einige spannend-kontroverseÊ Kapitel ärmer.Ê Nach wie vor versteht es der Belgier Jan Hoet, die Menschen für seine Visionen zu begeistern. Heute feiert der Leiter des Herforder Museums MARTaÊÊ seinen 70. Geburtstag.

Bevor der ehemalige Amateurboxer im Jahr 2001 in Herford unterschrieb, um beim Aufbau eines modernen MuseumsÊ künstlerisch federführend zu helfen, konnte erÊ bereits auf eine lange und erfolgreiche Zeit als Kunst-Initiator in den verschiedensten Funktionen zurückblicken. Jan Hoet war Ästhetik-Professor, baute als MuseumsdirektorÊ im belgischen Gent eine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst auf und leitete 1992 die Documenta - in der Kunstszene einem Ritterschlag vergleichbar.
Wer mitÊ Jan Hoet zu tun hat, spürt das Flair desÊ Mannes von Welt, den das Leben gelehrt hat, Kontroversen nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie als Herausforderungen anzunehmen. Bezeichnend hierfür sein Engagement im Herforder MARTa, das nicht zuletzt wegen der Kostensituation viele Skeptiker auf den Plan ruft.
Immer wieder wird die Frage gestellt, ob ein solches Museum für eine Stadt wie Herford nicht eine Nummer zu groß sei, doch hatÊ Jan Hoet einenÊ gänzlich anderen Ansatz. In Zeiten der Globalisierung müsse man den Blick auf die vermeintliche Peripherie, das Lokale richten, betont der Neo-Ostwestfale. Einen Gegensatz zwischen Metropolen und angeblicher Provinz lässt er nicht gelten, vielmehr will er Lokales und Globales verbinden. Hoet: »Ich denke GLokal.« In die Kritik geraten ist er durch die Überschreitung des Etats, was ihm, wie berichtet, einen »Aufpasser« bescherte.
Hoet warnt, das MARTa mit einem zu geringen Budget auszustatten: »Das wäre, als wenn man einen Ferrari mit Rapsöl fahren würde.« Wohin und wie schnell sich der Ferrari künftig bewegt, darauf sind viele Kunstinteressierte gespannt. Als sicher aber kann gelten: Am Steuer sitzt weiter Jan Hoet, denn der Belgier will seinen Vertrag verlängern.

Artikel vom 23.06.2006