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Rattenfänger-Sage aufgefrischt

Lettische und deutsche Schüler führen eigenes Theaterstück auf

Verl (ehl). Es war bereits der fünfte Besuch einer Schülergruppe aus dem lettischen Kreis Valmiera in Verl, und doch gab es diesmal eine Premiere. Genauer gesagt sogar gleich zwei.

Denn zum einen erarbeiteten die Jugendlichen aus Lettland erstmals gemeinsam mit Schülern des Gymnasiums Verl ein Theaterstück, um auf diese Weise über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Kulturen ins Gespräch zu kommen. Und zum anderen erhalten alle Teilnehmer für dieses erfolgreiche Projekt das neue EU-Zertifikat »Youth-Pass«.
Doch der Reihe nach: Vor knapp zwei Wochen waren die 25 lettischen Schüler, die seit drei Jahren Deutsch lernen, begleitet von drei Lehrerinnen über die Zusammenarbeit zwischen dem Droste-Haus mit dem lettischen Deutschlehrerverband in die Ölbachgemeinde gekommen. Die Jugendlichen kommen aus neun verschiedenen Schulen und hatten einige Monate an einer Deutsch-Olympiade teilgenommen, um als Beste ausgewählt zu werden und bei der Reise nach Deutschland dabei zu sein. Die Unterbringung erfolgte in Gastfamilien in Verl, Rietberg und Rheda-Wiedenbrück, denn so können die Schüler den deutschen Alltag hautnah erleben.
Neben einem Empfang durch Bürgermeister Paul Hermreck und Ausflügen nach Gütersloh, Paderborn und Bielefeld stand das gemeinsame Theaterprojekt mit dem Gymnasium Verl im Mittelpunkt des Aufenthaltes. Auf Anfrage des Droste-Hauses hatte Schulleiter Max Bracht sofort zugestimmt, dass die Letten und 25 Schüler der Klasse 10b an drei Vormittagen ein Musical einstudieren konnten. Als Vorlage diente den Jugendlichen die Sage »Der Rattenfänger von Hameln«, die sie gehörig modernisierten. Mit Unterstützung von Klassenlehrerin Annegret Muckermann, Dr. Ares Rolf (Musik-Workshop), Hiltrud Kleinhans (Tanz-Workshop), Margret Lütkebohle (Literatur-Workshop) und Claudia Schikora (Kunst-Workshop) entstand in einer selbstgebauten Kulisse eine Inszenierung, in der die Schüler die Probleme von Jugendlichen in Europa darstellten (zum Beispiel Gewalt, Alkohol, Drogen) und mit Witz und Phantasie Lösungsmöglichkeiten aufzeigten. Hier in Gestalt des Rattenfängers, der eine perspektivlose Jugendclique mit Musik von der Straße holte und in adrette Teenager verwandelte, die Spaß an Standardtänzen haben.
Für die Teilnahme an diesem internationalen Projekt, das durch das EU-Aktionsprogramm »Jugend« gefördert wurde, erhalten die 50 Schüler den »Youth-Pass«, den die EU zum 1. Juni eingeführt hat und der nun in 70 ausgewählten Einrichtungen in Europa - darunter das Droste-Haus Ñ erprobt werden soll. Das Zertifikat dokumentiere genau, was die Schüler gemacht und gelernt haben und könne zum Beispiel Bewerbungen um einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz beigelegt werden, sagte Droste-Haus-Leiter Karl-Josef Schafmeister.

Artikel vom 23.06.2006