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Röhrende Kraftprotze auf Rädern

Die Puller gehen auf die Strecke - »Turbo-lentes« Wochenende an der StahlstraßeÊ

Verl (WB). Auf ein buchstäblich »turbo-lentes« Motorsport-Wochenende können sich alle Insider und Neugierige freuen: Am Samstag und Sonntag, 24. und 25. Juni, veranstaltet der »Tractor Pulling Verl e.V.« auf dem Gelände an der Stahlstraße den 5. Lauf zur Deutschen Meisterschaft 2006.

Beim Tractor Pulling wird mit bis zu 9000 PS starken Traktoren ein bis zu 25 Tonnen schwerer Bremswagen in verschiedenen Klassen über eine 100 Meter lange Piste gezogen. Wer ihn am weitesten zieht, hat gewonnen. Der Erfolg hängt nicht zuletzt vom Geschick des Fahrers ab.
Doch bevor die Profis am Sonntag beim 5. Lauf zur Deutschen Meisterschaft Punkte sammeln, findet am Vortag das Tractor Pulling für Jedermann satt. Jeder, der einen Traktor besitzt, egal ob Oldtimer oder Ackerschlepper, kann auf dem Gelände einen Gang hoch schalten und versuchen, den widerspenstigen Bremswagen in sieben verschiedenen PS-Klassen in die Schranken zu weisen. Kleine und große Erfolge können dann während der Puller-Party am Samstagabend gefeiert werden.
Lange bevor in Verl die Motoren zum ersten Mal heiß liefen, setzte die Begeisterung fürs Tractor- Ziehen in den USA ein. Vorläufer des heutigen Sports sind die Traktor-Rennen unter Farmern, die seinerzeit noch große Felsbrocken hinter ihre Geräte spannten, um ihren Pulling-König zu küren. Aber das ist Geschichte. Im Laufe der Jahre ist die dynamische Sportbewegung nicht nur nach Europa herübergerollt, sondern es wurden auch spezielle Bremswagen entwickelt, die abhängig von der jeweiligen Fahrstrecke immer schwerer werden (daher: je weiter der Bremswagen gezogen wird, desto schwerer lässt er sich ziehen). Während zu Beginn der Pulling-Ära noch »normale« Traktoren zum Einsatz kamen, gehen inzwischen fast ausschließlich Mobile der »Freien Klasse« an den Start. Die besten dieser mit Fantasie geölten Modelle schaffen den so genannten »Full-Pull«, also 100 Meter in zirka acht bis zehn Sekunden. Und das, obwohl das Gewicht des Bremswagens etwa zehn Mal so groß ist wie das Eigengewicht des vorgespannten Traktors.
Traktoren, die in der »Freien Klasse« starten, sind Maschinen Marke Eigenbau. Sie werden von den Teams selber konstruiert oder aus den USA importiert. So kommen beim Tractor Pulling Motoren zum Einsatz, die die Zuschauer sonst wohl nirgendwo zu sehen bekommen. Und zwar alles, was jede Menge »Power« hat: ob V8 Rennmotoren, 12-Zylinder-Flugzeugmotoren (aus dem Zweiten Weltkrieg) oder Hubschrauberturbinen. Es werden auch mehrere Motoren gleichzeitig aufgebaut, so dass Leistungen von 6000 oder 8000 PS keine Seltenheit sind.
Das ganze Vergnügen ist eingeteilt in verschiedene Klassen, die sich am Eigengewicht des Traktors inklusive Fahrer orientieren. Die kleinsten unter den Giganten sind die »Mini Puller«, die 950 Kilogramm wiegen dürfen und Leistungen von bis 2000 PS bringen. Die »Freien Klassen« dagegen strotzen vor Schwergewichten von 2.5, 3.5, 4.5 und 5.4 Tonnen.
Eine weitere Klasse gehört den »Super Stocks«. Das sind getunte Serien-Traktoren. Mit drei oder vier Turboladern hintereinander besitzen diese Boliden etwa das Zehnfache der Serienleistung (1800 bis 2000 PS). Ein Ladedruck von mehr als zehn bar ist hier normal. Einige Teams bauen die Dieselmotoren auch so um, das Methanol (Alkohol) zum Einsatz kommen kann. Diese Traktoren leisten dann mehr als 3000 PS.

Artikel vom 23.06.2006