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Der tägliche WM-Einwurf, heute von Stefanie Hennigs

»BALLACK« oder »grosso«?


Im Freundeskreis tobte neulich eine erbitterte Diskussion. Schuld daran: die Fußball-WM. Doch nicht die Leistung der »Klinsmänner« war der Auslöser, sondern die Trikots eben jener Helden, die den Adler tragen. Gerade echauffierte man sich noch darüber, wie Klose diesen Ball nicht reinmachen konnte, als Fußball-Laie und Trotzdem-Mitseher Bernd die Debatte jäh sprengte: »Warum ist auf den deutschen Trikots der Name in Großbuchstaben geschrieben, auf den italienischen in kleinen Buchstaben?«, fragte er. Todesstille in der privaten WM-Arena. Tatsächlich: Ballack hat auf seinem Trikot in Lettern »B-A-L-L-A-C-K« stehen, der flinke Grosso im italienischen Kader ein kleines »g-r-o-s-s-o«.
Das Argument, dass für die Nationen, in denen die Männer im Schnitt eher kleingewachsen sind, die Schreibweise nur ihrem Körperwuchs angepasst wurden, wurde schnell wieder verworfen. Silke war sich ganz sicher, dass die Mannschaften sich vor dem Spielbeginn einigen müssen, wer die Trikots mit den großen Namen, und wer die mit den kleinen Namen anziehen muss. »Das wird mit Münzwurf entschieden, genauso wie die Frage, wer auf welches Tor spielt.« Auch diese Begründung verwiesen die anderen zügig in das Reich der Mythen und Märchen. Schließlich hatte es auch schon Begegnungnen Groß gegen Groß und Klein gegen Klein gegeben. Auch ein Omen, welche Teams ausscheiden, dürften Groß- und Kleinschreibung nicht sein: Schließlich ist das Team aus Serbien-Montenegro trotz GROSSER Namen nicht mehr dabei. Und die »kleinen« Italiener spielen definitiv weiter mit.
»Ganz klar, das ist eine Frage des Ausrüsters«, sagte Nicole schließlich gelangweilt. »Nike, Adidas und Puma haben sich offenbar überlegt, dass sich die Trikots nicht nur in den Farben unterscheiden sollen, sondern auch durch die Beflockung.« Was für eine langweilige Erklärung! Sie werden jetzt gemeinsam aufpassen, ob sich nicht vielleicht doch noch Belege für die »Omen-Erklärung« finden.

Artikel vom 23.06.2006