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»Meine Frau hat mein Leben kaputt gemacht!«

Kellner Xhevair Mulaku wird zwei Tage nach der Scheidung in den Kosovo abgeschoben


Von Bärbel Hillebrenner
Bad Oeynhausen (WB). »Wem falle ich zur Last? Niemandem!«, sagt Xhevair Mulaku. Der 26-Jährige hat Arbeit, eine Wohnung, ist versichert, zahlt Steuern. Und doch wird er am 30. Juni in den Kosovo abgeschoben. Grund ist die Scheidung von seiner deutschen Frau, die am 28. Juni am Oeynhausener Amtsgericht vollzogen werden soll.
Xhevair Mulaku kann nicht glauben, dass das Schicksal ihn so hart treffen soll. Als 17-Jähriger war er nach dem Jugoslawien-Krieg erstmals nach Deutschland gekommen, hatte seine künftige Frau kennen gelernt. Dann wurde er zum ersten Mal abgeschoben - doch damals hielt die junge Frau noch zu ihm: »Ich habe sie im August 2004 im Kosovo geheiratet, dafür war sie extra dorthin angereist.« Als er dann im April 2005 aufgrund dieser Eheschließung nach Deutschland einreisen durfte, war die Verbindung plötzlich von Seiten der 21-jährigen Russlanddeutschen beendet worden (WESTFALEN-BLATT 19.4.). Ihre Familie soll, sagt Xhevair Mulaku, Druck ausgeübt und ihr den Kontakt zu ihm verboten haben.
Seine Aufenthaltsgenehmigung aber galt nur in Zusammenhang mit der Ehe. Und die wird nun am 28. Juni geschieden. Damit ist auch für die Kreisverwaltung das Schicksal des 26-Jährigen besiegelt. Zwei Tage später muss er ausreisen, eine Verlängerungsfrist gibt es laut Schreiben der Behörde für ihn nicht.
Nicht einmal das Ziel seiner Abschiebung ist ihm mitgeteilt worden. »Ich bin Kosovo-Albaner, habe aufgrund der Kriegswirren damals aber einen Pass aus Serbien-Montenegro bekommen. Ich weiß nicht, wo ich dort hingehöre.« Sorgen bereitet ihm auch seine Augenverletzung: Xhevair Mulaku hatte nach einem Unfall einen künstlichen Tränenkanal bekommen, der regelmäßig operativ gereinigt werden müsse. Im Kosovo gebe es diese Operationen nicht.
»Meine Frau hat alles kaputt gemacht, sie hat mein Leben zerstört«, sagt der Kosovo-Albaner. Er habe in seiner alten Heimat seinerzeit alles aufgegeben, sein Elternhaus verkauft. Nichts sei ihm dort geblieben. Hier in Bad Oeynhausen habe er eine neue Heimat gefunden. Xhevair Mulaku: »Ich habe eine Wohnung und eine Arbeit als Kellner im Eiscafé Cordella.« Er spricht bereits gut Italienisch mit seinen Kollegen und Deutsch mit den Gästen. »Nie habe ich mir etwas zu Schulden kommen lassen. Wie kann das sein, dass nun rein formell so über mein weiteres Schicksal entschieden wird?«, fragt er.

Artikel vom 22.06.2006