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Bruno erneut entkommen

Jägern stellten das Tier am Achensee



München
(dpa). Braunbär »Bruno« ist seinen Verfolger erneut entwischt. Die finnischen Bärenjäger hatten das Tier gestern am Rande einer Klamm am Achensee gestellt. »Bruno« konnte jedoch entkommen.
Bärin Nora könnte Bruno den Kopf verdrehen, wenn er denn schon geschlechtsreif ist.

In der vorangangenen Nacht war »Bruno« unter großem Lärm durch einen Ortsteil von Maurach gerannt. Ein Anwohner habe »Bruno« deutlich gesehen, hieß es. Bayern hat den Jägern inzwischen eine Abschussgenehmigung erteilt, falls die Betäubung fehlschlägt.
Der Bär soll dann erlegt werden, kündigte Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) an. »Das erste Stellen des Bären soll von Erfolg gekrönt sein.« Priorität sei weiter, das Tier zu betäuben, sagte Schnappauf. Das Risiko, dass Menschen zu Tode kommen, sei in den vergangenen Tagen für jedermann offenkundig geworden, betonte der Minister. »Bayern setzt alles daran, den Bären schnellstmöglich aus der freien Wildbahn zu entfernen.« »Bruno« war zuvor durch die oberbayerischen Ferienorte Kochel und Kreuth gelaufen.
»Das Unfallrisiko steigt mit jedem Auftritt des Bären, weil er merkt, dass er in den Siedlungsräumen Honig bekommt, Hühner, Schafe und Ziegen - die Schlachtplatte ist angerichtet«, sagte Schnappauf. Für die Suche nach »Bruno« stehe auch ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera bereit. Der Einsatz sei aber nur sinnvoll, wenn es eine konkrete Spur gebe. Der Bär lege große Strecken zurück, so dass andernfalls hunderte Quadratkilometer abgesucht werden müssten.
Den Vorschlag eines Tiertrainers, den erst zwei Jahre alten »Bruno« mit einer Bärin zu locken, lehnte das Ministerium als zwecklos ab. Der Bär sei noch nicht geschlechtsreif.
Die fünf Finnen und ein Wiener Tierarzt mit Narkosegewehr jagen dem Bären aus dem italienischen Trentino seit eineinhalb Wochen hinterher. Ihr Vertrag läuft noch bis zum Wochenende. Zwei Bärenjäger mit drei Hunden werden noch bis Montag bleiben. Sollte »Bruno« bis dahin nicht gefangen oder getötet sein, werde die allgemeine Abschussgenehmigung in Bayern wieder in Kraft gesetzt, sagte Schnappauf.
Nach Angaben von Ministeriumssprecher Roland Eichhorn erschwert auch das hochalpine Gelände die Verfolgung. Der Bär habe sich als »sehr gelängegängig« erwiesen. Ein Schneefeld, für das ein Wanderer zweieinhalb Stunden brauche, habe der Bär, von Verfolgern per Fernrohr beobachtet, in 30 Minuten überquert.
Die Umweltstiftung WWF wertete die Einwanderung von »Bruno« als Beleg für den Erfolg der Artenschützer. Auch die Zuwanderung von Wölfen und Luchsen zeige, dass große Raubtiere wieder eine Chance hätten, sagte Peter Prokosch. »Bruno« werde nicht der einzige Braunbär bleiben. »Wir werden noch einige Überraschungen erleben.«

Artikel vom 22.06.2006