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Balljunge beim WM-Spiel

Fußball: Costa Rica gegen Polen mit Lübbecker Jonatan Schewe

Von Ingo Notz
Hannover/Lübbecke (WB). Normalerweise sind die Weltstars weit weg - und nur im Fernsehen zu bestaunen oder von den Zuschauertribünen. Es gibt aber auch bei der WM 2006 Ausnahmen, die ganz nah dran sind: Coca-Cola bringt rund 900 Balljungen und -mädchen bei der FIFA WM 2006 an das Spielfeld und zu ihren Fußballstars. Mit von der Partie war auch der 15-jährige Jonatan Schewe aus Lübbecke. Er konnte während der Partie Costa Rica gegen Polen sein Ballgeschick gleich mehrmals vor einem Millionenpublikum unter Beweis stellen und war dabei den Fußballidolen ganz nah.

Für Jonatan war es der größte Moment seiner Fußball-Leidenschaften, der er ansonsten nur »so aus Spaß« und nicht in einem Verein nachgeht. Im Internet hatte er sich für einen Platz als Balljunge beworben - und auch prompt Glück gehabt. Den »Eignungstest« musste Jonatan dann in der vergangenen Bundesliga-Saison im Rahmen des Spiels Bielefeld gegen Mönchengladbach absolvieren - und das klappte so gut, dass Jonatan das WM-Ticket sicher hatte. Dann war es endlich soweit: Dienstag, 20. Juni 2006. Morgens um sechs Uhr ging das Abenteuer los, um 7.30 Uhr wartete in Bielefeld der Bus, der sämtliche »WM-Teilnehmer« aus OWL zum Spielort Hannover brachte. Dort bekamen alle Balljungen erst einmal ihre Ausrüstung: »Das war ganz streng nach Sponsoren getrennt«, bemerkte Jonatan bei der ersten Einweisung in der kurzerhand umfunktionierten Geschäftsstelle von Hannover 96, wo alle Jugendteams, ob Flaggenträger, Eskorte oder Balljungen, zusammen trafen. Dann ging es erstmals ins Stadion - natürlich nicht ohne Kontrollen. »Die waren sehr streng. Dann hat uns ein Volunteer eingewiesen und gesagt, was wir zu tun haben.« Danach gab es noch die Gelegenheit, selbst ein wenig zu kicken - ehe es ernst wurde. »Das ging dann ganz schnell. Bei den Proben hatte ich eine der Chefpositionen zugeteilt bekommen, weil ich der zweitgrößte bei den Balljungen war«, erklärt Jonatan, warum er direkt an der Mittellinie auf der Gegengeraden postiert war. »Ich hatte eher mittelmäßig zu tun, hinter den Toren war es mehr. In der ersten Halbzeit musste ich dreimal eingreifen, in der zweiten etwas mehr.«
Vom Spiel selbst habe er nicht soviel mitbekommen: »Ich musste ja immer auf den Ball achten. Einmal war der kurz weg und dann musste ich den erst suchen. . .«
Großartigen Kontakt zu den Spielern gab es rund um das Spiel nicht. »Wir durften zwar näher ran als die Journalisten, hatten aber so strenge Vorschriften von der FIFA. Es gab auch das Verbot, die Spieler anzusprechen.« Auch an ein Andenken in Form eines echten WM-Balles war gar nicht zu denken: »Keine Chance. Damit wäre man nie herausgekommen.« Trotzdem war es für Jonatan zwar »sehr anstrengend, weil wir möglichst ruhig stehen sollten, aber auch ein sehr gutes Erlebnis!«
Darin war er sich mit den anderen elf Jugendlichen der Coca-Cola Ball Crew einig. Zwölf Jugendliche im Alter von elf bis 16 Jahren erlebten vorgestern das WM-Spiel Costa Rica gegen Polen in Hannover live und hautnah am Spielfeldrand. Als Mitglieder der Coca-Cola Ball Crew haben die jungen Fans alle ins Aus gekickten Bälle wieder ins Spiel gebracht und so zu einem reibungslosen Spielablauf beigetragen.
Pate dieser außergewöhnlichen Fan-Aktion zur FIFA WM 2006ยช ist der DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. Insgesamt sind rund 900 Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren als Balljungen und -mädchen bei der FIFA WM 2006 im Einsatz. Von Juli 2005 bis Mitte März 2006 konnten sich Jungen und Mädchen aus ganz Deutschland über die Internetseite www.coca-cola-fussball.de für die Coca-Cola Ball Crew bewerben. Entscheidend bei der Auswahl für einen der heiß begehrten Plätze waren neben einem Quäntchen Glück vor allem ein normales Maß an Sportlichkeit und die Bereitschaft, sich mit den Spielabläufen und den Aufgaben eines Ball Crew Mitglieds vertraut zu machen. .
Das konnte auch Jonatan Schewe nach seiner Rückkehr nur bestätigen - für ihn ist die WM 2006 schon jetzt ein Riesenerlebnis. Jetzt sollte, wenn es nach dem Lübbecker »WM-Teilnehmer« ginge, natürlich Deutschland auch noch Weltmeister werden. Realistisch? »Wenn sie im Viertelfinale gegen Argentinien kommen, haben sie keine Chance, die sind zu stark.«

Artikel vom 22.06.2006