22.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Zuversicht kehrt langsam zurück

Hauptversammlung der Bankverein Werther AG - Karl-Walter Freitag in Aufsichtsrat gewählt

Von Hendrik Uffmann
Werther/Bielefeld (WB). Die schlechteste Bilanz seit Bestehen des Unternehmens, weiter Ärger um mutmaßliche Dienstpflichtverletzungen des früheren Vorstandes und die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat verschoben: Die Vorzeichen standen nicht gut, und doch verlief die Hauptversammlung der Bankverein Werther AG am Mittwoch in erstaunlich zuversichtlicher Atmosphäre.

Hauptgrund dafür dürfte das neue Geschäftskonzept sein, mit dem die neuen Vorstände Oliver Kehela und Gerd Völker die Gesellschaft nach einem Minus in 2005 von 1,96 Millionen Euro wieder in die schwarzen Zahlen führen möchte. Mit großem Engagement trugen beide bei der Versammlung in der Bielefelder Stadthalle, zu der etwa 60 Aktionäre und Aktionärsvertreter gekommen waren, die Maßnahmen vor, die das Traditionshaus zurück auf die Erfolgsspur bringen sollen.
Kernpunkt der neuen Strategie ist die Ausrichtung auf das bundesweite Geschäft, die durch die Zusammenarbeit mit Repräsentanten erreicht werden soll (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Aktuell gebe es bereits 14 dieser Finanzberater, die im Auftrag des Bankvereins handeln, erläuterte Gerd Völker. Als Neuigkeit kündigte er den Aktionären an: »Im August diesen Jahres werden wir in Berlin unsere erste Repräsentanz eröffnen«. Schloßstraße 50 im Stadtteil Steglitz wird die Adresse lauten. Noch bis Ende des Jahres sollen es 50 Repräsentanten sein, Ende 2007 deutlich mehr als 100. Vor allem die Region Berlin/Brandenburg solle bei diesem Wachstumskurs erschlossen werden. »Wir wollen ein bundesweit agierendes Unternehmen werden und nicht eine nur regionale Bank bleiben«, erklärte Völker.
Dabei helfen solle die Marke »Bankverein Werther AG« mit dem Zusatz »gegründet 1877«, um auf die Tradition der Privatbank aufmerksam zu machen. Zwar kam von Seiten der Teilnehmer der Versammlung auch Kritik zu diesem Konzept, maßgebliche Aktionäre wie Karl-Walter Freitag (Köln) und Karsten Trippel (Großbottwar), die jeweils knapp zehn Prozent der Anteile halten, signalisierten Zustimmung. An den Grenzen des Machbaren angelangt, so Völker, sei man bei den Sparmöglichkeiten.
Neu gewählt wurde der Aufsichtsrat: Während dessen Vorsitzender Michael Jacobs und Wolfgang Arens bestätigt wurden, schieden die Wertheraner Heinrich Heining (seit 1991 Mitglied) und Julius Pahmeyer (seit 1968) aus. Neu gewählt wurden dafür der ehemalige Interimsvorsitzende Ulrich Mittendorf (Hamburg), Andreas Wölfl (Mitterndorf/Österreich), Alexander Eichner (Berlin), der zuvor als gerichtlich bestelltes Aufsichtsratsmitglied tätig war - und Karl-Walter Freitag, der bei Hauptversammlungen in den Vorjahren immer wieder durch scharfe Kritik aufgefallen war. Auch durch seine Auftritte bei anderen Hauptversammlungen hat er sich in der Presse den Ruf als »Schrecken der Vorstände« erarbeitet.
Bis zum 15. Juni Betrug das Defizit des Bankvereins 82 000 Euro, doch soll bis Jahresende laut Völker ein Plus von 50 000 Euro erreicht werden. Bis 2011 soll der Überschuss mindestens eine Million Euro betragen.

Artikel vom 22.06.2006