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Jubelstürme
klingen noch
heute im Ohr

Vor zehn Jahren Papst in Paderborn

Von Karl Pickhardt
Kreis Paderborn (WV). Als der Puma-Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes auf dem Parkplatz in der Rathenaustraße aufsetzt, begleitet Glockengeläut aller Paderborner Kirchen das Großereignis: Nach 1197 Jahren betritt mit Johannes Paul II. wieder ein Papst Paderborner Boden. Heute vor zehn Jahren feierte der Heilige Vater mit 80 000 Gläubigen in der Senne eine Messe. Viele Menschen sprechen noch heute von einem Jahrtausendereignis.

Der erste Besuch eines Papstes im gerade wiedervereinten Deutschland hat Paderborner Geschichte geschrieben. Tausende Menschen säumten die Bahnhofstraße und den Liboriberg , als der damals 76 Jahre alte Heilige Vater im »Papamobil« an der Seite des Paderborner Erzbischofs Johannes Joachim Degenhardt zum Leo-Konvikt fuhr. 20 000 Menschen bereiteten dem Papst mit Jubelstürmen und Sprechchören wie »Johannes Paul II, wir stehen an Deiner Seite« einen Jubelempfang. Auf dem Paderborner Flughafen hatten Bundespräsident Roman Herzog und der damalige Ministerpräsident Johannes Rau den polnischen Papst willkommen geheißen.
Nach Leo III., der 799 in Paderborn Frankenkönig Karl getroffen hatte, war wieder ein Papst in Paderborn: Die Menschen waren schier aus dem Häuschen. Den ersten Höhepunkt des Papstbesuches in Paderborn und Bad Lippspringe erlebten 80 000 Gläubige heute vor zehn Jahren am 22. Juni 1996 bei der Papstmesse in der Senne. 2000 Omnibusse hatten in einer logistischen Meisterleistung die Menschen in die Senne gebracht. Auch heftige Regenschauer während der im Fernsehen live übertragenen Messe trübten die Freude bei diesem Fest des Glaubens nicht.
Wie schon Leo III. mit Karl dem Großen 799 europäische Geschichte in Paderborn schrieb, hinterließ auch der 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II. Spuren. Vor dem symbolträchtigen Durchschreiten der »Roten Pforte« an der Begegnungsstätte von Karl dem Großen und Leo III. hatte der Heilige Vater die christlichen Kirchen im Paderborner Land vereint und damit der ökumenischen Sehnsucht nach kirchlicher Einheit neue Impulse verliehen. Viele Berichterstatter würdigten später diese Begegnung als den eigentlichen Höhepunkt der dreitägigen Deutschlandvisite in Paderborn und Berlin.
Kaum jemand ahnte damals, dass die Begegnung von Johannes Paul II. mit Erzbischof Degenhardt fünf Jahre später einen neuen Höhepunkt erfahren sollte. Der Paderborner Oberhirte wurde 2001 zum Kardinal ernannt.

Artikel vom 22.06.2006