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Streitlustiger
Lehrer mit
Musikerherz

Uwe Grintz verlässt Realschule

Spenge (kw). »Immer schön ruhig bleiben, tief durchatmen, aber wenn man reagiert, dann richtig.« Der Mann, der seinen Kollegen gestern diesen Tipp gab, weiß wovon er spricht. Uwe Grintz hat in seiner Laufbahn als Pädagoge und Schulleiter so manchen Strauß ausgefochten, die Spenger Realschule sogar kurzfristig ins Blickfeld des bundesweiten Interesses gerückt (Stichwort »Türkischverbot auf dem Schulhof)«.
Bei seiner Verabschiedung am gestrigen Mittwoch ermunterte er die Lehrer aus seinem Kollegium leidenschaftlich, auch künftig für die Sachen einzustehen, die sie im Interesse der Schüler für gut befinden.
Bei so viel Herzblut für den Lehrerauftrag mochten einige Besucher nicht glauben, dass Uwe Grintz tatsächlich am 31. Juli die Schulschlüssel an seinen Nachfolger Rainer Kalla übergibt. »Ich lege den Schalter im Kopf um«, erklärte Grintz lachend. Bislang habe das immer funktioniert. Ein wenig Starthilfe bekam er von Freunden, Kollegen und Vertretern der öffentlichen Verwaltung: So manche Flasche Wein soll ihm den Ruhestand versüßen, gemütlich können er und seine Frau Ute Grintz-Werdin es sich auf einer neuen Gartenbank nebst Ruhekissen machen.
Uwe Grintz ist nicht der Mann, der den großen Bahnhof schätzt, auch wenn er während seiner Laufbahn als Lehrer für manchen Wirbel gesorgt hat - zum Beispiel als die Existenz der Realschule Spenge gefährdet war und er eine unabhängige Wählergemeinschaft gründete. Sein streitbarer Geist habe ihm auch den einen oder anderen Vermerk in den Akten der oberen Schulbehörde eingebracht, erläuterte er mit seinem so typischen Grinsen. Davon war jedoch seitens der offiziellen Vertreterin, leitende regierende Schuldezernentin Elke Gronostay, nichts zu hören. Die lobte vielmehr seine »hohe Motivation« sowie »Schlüsselqualifikationen wie Fleiß, Pflichtbewusstsein und Zuverlässigkeit«. Von etwas anderem könne man nicht sprechen, wenn der Geehrte 41 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet habe, davon 35 Jahre in Spenge, knapp 20 Jahre als Schulleiter, betonte Gronostay. Als besonderen Verdienst nannte sie die Bemühungen Grintz' um die Berufswahlorientierung. Auch die Kooperationspartner lobten den Qualitätsstandard an der Realschule. Unternehmer Dirk-Walter Frommholz und Burkhard Wehmeyer von der Vereinigung der Selbständigen (VdS) haben beide die Realschule besucht.
Grintz, der eigentlich keine große Feier zu seinem Abschied wollte, war dennoch sichtlich gerührt über ein ganz besonderes Geschenk seiner Kollegen: Ute Mathwig und Inge Winkelhage interpretierten Kompositionen aus der Feder seines Schwiegervaters Eberhard Werdin, der gebürtig aus Spenge stammt. Zu Gehör kamen unter anderem »Das Schilflied«, »Die Libelle« und »Die Seerose«. Diese und andere Musikstücke zum Beispiel von Telemann und Vivaldi stimmten Grintz auf den neuen Lebensabschnitt ein, in dem er mehr Zeit für seine zweite große Leidenschaft hat: die Musik. Sie zieht sich durch sein Leben wie die Lust, für das Rechte zu kämpfen. Grintz Vater war Berufsmusiker, er selbst trat häufig in Orchestern auf, seine Ehefrau Ute lernte er in der Musikschule kennen.
Der Abschied von Uwe Grintz sei eine Zäsur, »dir mir weh tut«, erklärte Bürgermeister Christian Manz. Doch Uwe Grintz, ganz Mann der Tat, ließ wenig Raum für Wehmut. »Die Vergangenheit ist das Eine, aber die Zukunft ist wichtiger!«

Artikel vom 22.06.2006