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MARTa-Geschäftsführer
bleibt weiter im Amt

Rat lehnt Antrag der Grünen ab - Kostendilemma

Herford (ram). MARTa-Geschäftsführer Hans-Jörg Gast bleibt im Amt. Einen Antrag der Grünen, »zeitnah Überlegungen im Hinblick auf die Geschäftsführung anzustellen«, lehnte die Ratsmehrheit am Montagabend ab. Durch die erneute Baukostenerhöhung um 1,25 Mio. Euro (Endkosten 30,1 Mio. Euro) sowie die Jahresfehlbeträge über 562 000 Euro (2005) und knapp eine Million Euro (2006) waren Gast, Bürgermeister Bruno Wollbrink und MARTa-Direktor Jan Hoet in die Kritik geraten.

Um die Explosion der Betriebskosten in den Griff zu bekommen, darf Hoet beim Einkauf von Kunstwerken künftig nicht mehr allein unterschreiben. »Alle diesbezüglichen Verträge müssen auch vom Geschäftsführer unterzeichnet werden«, stellte Bruno Wollbrink gestern klar. So soll vermieden werden, dass Ausstellungen deutlich teurer werden als ursprünglich geplant. Allein die Auflistung der Fehlkalkulationen für 2006 sorgte auch bei Ratsmitgliedern für Kopfschütteln: Tupperware-Ausstellung, geplant 50 000 Euro, gekostet 170 000 Euro, macht ein Defizit von 120 000 Euro; Vogt & Weizenegger-Ausstellung, geplant 273 000 Euro, gekostet 370 000 Euro, macht ein Defizit von 97 000 Euro. Für die Ausstellung »Modernism«, die erst im Herbst dieses Jahres gezeigt wird, wird schon jetzt mit einem Minus von 53 000 Euro gegenüber der geplanten Summe von 632 000 Euro kalkuliert.
Jan Hoet ist von »Modernism« überzeugt und prognostiziert etwa 80 000 Besucher allein für diese Ausstellung. »Es gibt Überlegungen, aufgrund der besonderen Qualität der Ausstellung den Eintrittspreis von 7 auf 9 Euro anzuheben«, teilte Gast mit.
Bei den Mehrkosten für den Museumsbau schlagen vor allem höhere Architektenhonorare von Frank Gehry (+340 000 Euro) und Archimedes (+320 000 Euro) zu Buche. »Der Vertrag mit Frank Gehry sah vor, wann immer etwas an dem Gebäude verändert wurde, durfte er seinen Einfluss geltend machen. Dieses Engagement hat er der Stadt dann zusätzlich in Rechnung gestellt«, sagte Gast. Bemerkenswert auch: Wann immer der Star-Architekt aus Kalifornien ins Ostwestfälische reiste, übernahm die Stadt die Kosten. Ein Flug von Los Angeles nach Frankfurt in der First Class kostet im Durchschnitt 8500 Euro - und Gehry hatte stets einige Mitarbeiter im Schlepptau.
Unklar bleibt weiterhin, warum Archimedes Nachforderungen aufstellen konnte und am Ende doch auf 400 000 Euro verzichtet hat. Andeutungen des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Herbert Even, wonach es zu Absprachen zwischen Stadt und Archimedes gekommen sein könnte, wollte Wollbrink nicht kommentieren.
Die Mehrkosten für die Eröffnungsfeier 2005 in Höhe von 173 000 Euro wurden ebenfalls von MARTa übernommen. Der frühere Geschäftsführer Berndt Kriete hatte die Begleichung der Rechnung noch abgelehnt, weil sie seiner Meinung nach von der Stadtmarketinggesellschaft »Pro Herford« verursacht worden ist.siehe Kommentar Lokalseite 2

Artikel vom 21.06.2006