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Zwischen Einsparung
und dem Quotendruck

Enquete-Kommission des Bundestags tagte

Berlin (dpa). Die Museen in Deutschland sehen sich einem immer größer werdenden Spagat zwischen Einsparungen und einem »Quotendruck« bei den Besucherzahlen ausgesetzt.

Das wurde bei einer öffentlichen Anhörung der Enquete-Kommission des Bundestages »Kultur in Deutschland« zur Lage der 6500 Museen und Ausstellungshäuser deutlich. »Wenn Museen nur noch nach Besucherzahlen gemessen werden, bringt sie das um«, meinte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Michael Eissenhauer. Andere Museumsexperten sprachen sich aber auch dafür aus, neue Besucherschichten zu erschließen. Das gelte nicht nur für die Jugend, sondern angesichts der demographischen Entwicklung auch für die »Generation 50 plus«.
Die Museen sollten aber vor allem enger in die Lehrpläne der Schulen eingebunden werden, eine stärkere Zusammenarbeit mit Lehrern sei wünschenswert. Auch sollten vor allem kleinere Museen in den Regionen mehr unterstützt werden. Hier wirkten sich Stelleneinsparungen in der Museumspädagogik oder bei der Erfassung und Inventarisierung der Bestände zum Teil verheerend aus.
»Wenn da eine Bibliothek abbrennt, weiß man in manchen Fällen noch gar nicht, was da verbrannt ist«, meinte die Direktorin der Kunsthalle Chemnitz, Ingrid Mössinger. »Viele Objekte verrotten in den Depots, wir sammeln und vergessen«, sagte Dirk Heisig von der Ostfriesland-Stiftung. Beklagt wurde auch die Haltung vieler Sponsoren.
Die seit sieben Jahren in Deutschland gängige Praxis von Stiftungsmodellen für Museen sei noch immer zwiespältig zu bewerten, meinte Herwig Guratzsch von der Stiftung Schleswig-Holsteinsche Landesmuseen. Die kaufmännische Handlungsweise bringe zwar Vorteile, sei aber oft noch zu stark in die Zwänge der Landeshaushaltsordnung eingebunden.

Artikel vom 21.06.2006