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»Verträge nicht unterschreiben«

Job-Abbau bei der Sparkasse: Gewerkschaft prangert »falsche Behauptungen« an

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Im Streit um die Aufhebungsverträge für 43 Mitarbeiter übt die Gewerkschaft ver.di heftige Kritik an Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse Gütersloh.

»Wenn die Sparkasse so schlecht dasteht, dass zehn Prozent der Belegschaft gehen muss, dann sollte ernsthaft geprüft werden, ob der Vorstand der wirtschaftlichen Situation gewachsen ist«, erklärt Gewerkschaftssekretär Andreas Elbracht. Ver.di führe derzeit Einzelgespräche mit den Sparkassen-Mitarbeitern und rate allen Betroffenen, die vorgelegten Aufhebungsverträge nicht zu unterschreiben. »Soziale Kriterien sind in keinster Weise berücksichtigt worden«, kritisiert Elbracht.
Der Gewerkschaftssekretär wirft Sparkassen-Vorstand und Verwaltungsrat vor, ihr Vorgehen mit falschen Behauptungen legitimieren zu wollen. In einem Medienbericht hatte Verwaltungsratschef Rudolf Bolte erklärt, dass bei einem Sozialplan Abfindungen in der jetzt angebotenen Höhe aufgrund gesetzlicher Bestimmungen bei weitem nicht möglich gewesen wären. Elbracht widerspricht dem: »Keine gesetzliche Regelung verbietet höhere Sozialplanabfindungen. Der Tarifvertrag lässt bei wirtschaftlicher Not sehr wohl die Möglichkeit von Gehaltsverzicht oder kollektiver Arbeitszeitverkürzung zu, diese Regelungen müssten nur mit ver.di ausgehandelt werden.«
In einem Pressegespräch am Montag hatte der Sparkassen-Vorstand dementiert, dass die Mitarbeiter nach der Freistellung sofort nach Hause geschickt wurden. Die Gewerkschaft widerspricht auch hier. Die Mitarbeiter seien alle nach Hause geschickt worden, niemand sei vor die Wahl gestellt worden, an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. »Hier wurden mit dem Angebot eines Aufhebungsvertrages Fakten geschaffen, ohne den Betroffenen überhaupt die Möglichkeit zu geben, angemessen auf die Situation zu reagieren.« Ein Großteil der Mitarbeiter sei länger als 15 Jahre im Haus und nach den Regelungen des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes (TVöD) unkündbar.
»Wir erwarten von den Beteiligten, Vorstand, Verwaltungsrat und Personalrat, unverzüglich wieder zurück zu gesetzlichen Regelungen zu finden und die ÝAngeboteÜ sofort zurückzunehmen. Wir wollen in Gütersloh keine ÝBad Kissinger VerhältnisseÜ, wo ein Vorstand erst auf Druck der Öffentlichkeit einlenken und seinen Platz räumen musste«, erklärt der Gewerkschaftssekretär. Ver.di werde die Betroffenen nicht alleine lassen und ihnen helfen, ihre berechtigten Interessen zur Not öffentlich durchzusetzen.

Artikel vom 21.06.2006