21.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Das haut uns nach hinten«

Auch dem Klinikum Ravensberg droht ein Ärzte-Streik

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Stehen jetzt nach den Unikliniken auch die kommunalen Krankenhäuser vor einem wochenlangen Streik? Volker Schulz, Geschäftsführer des Klinikums Ravensberg, sieht den gestrigen Beschluss des Marburger Bundes, eine Urabstimmung durchzuführen, jedenfalls mit sehr gemischten Gefühlen.

Schulz und auch der Ärztliche Direktor Dr. Michael Hanraths, selbst auch Mitglied in der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, hoffen auf die Loyalität der Ärzte zum Klinikum Ravensberg. »Jeder Streik würde uns zusätzliche Erlösprobleme bringen«, blickt Schulz sorgenvoll nach vorne. Auch die Forderungen nach deutlich mehr Gehalt treiben dem Geschäftsführer die Sorgenfalten auf die Stirn. »Ein Plus von 20 Prozent würde uns pro Jahr 700 000 Euro mehr kosten«, hat er bereits ausgerechnet und weiß, dass die Krankenkassen diese Mehrkosten nicht refinanzieren würden. Das müssten die Träger-Kommunen Halle, Versmold und Steinhagen übernehmen, also der Steuerzahler. »Im Bemühen, möglichst schnell in die schwarzen Zahlen zu kommen, würde uns das natürlich nach hinten hauen«, drückt es Schulz drastisch aus. Er setzt aber darauf, dass die 35 Ärzte am Krankenhaus sich an einem Streik nicht beteiligen würden.
Schulz zeigt aber auch Verständnis für die Belastung der Ärzte. Nach der Fusion der Häuser in Halle und Versmold habe man aber schon die Maßgaben des Europäischen Gerichtshofes in Sachen Bereitschaftsdienst umgesetzt. Dr. Hanraths ergänzte gegenüber dem WB, dass die vorhandenen Pflegekräfte und Ärzte ohnehin nur mit persönlichem Mehreinsatz die vorhandene Arbeit bewältigen könnten. »Wenn da nur zwei bis drei Leute streiken, läge der Betrieb schon lahm«, sähe auch der oberste Arzt erhebliche Probleme auf das Klinikum Ravensberg zukommen.
Auch Betriebsratsvorsitzende Erika Tubbesing-Vogt sieht die Situation der Ärzte mit langer Arbeitszeit, hoher Verantwortung und niedrigem Gehalt vor allem in den Anfangsjahren. »Aber welche Kommunen könnten eine solche Mehrbelastung schultern?«

Artikel vom 21.06.2006