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»Chef-Koch« geht schrittweise

Leiter des Ev. Gymnasiums Werther hat Freitag seinen letzten Schultag

Werther (dh). Einen »großen Bahnhof« mit Festakt und Reden wollte er nicht. Doch so ganz kommt der Schulleiter des Evangelischen Gymnasiums Werther um das Abschiednehmen nicht herum. Gerhard Koch geht Schritt für Schritt. Und auch wenn er am kommenden Freitag seinen letzten Schultag hat, seinen Schreibtisch räumt der »Chef-Koch« erst Ende Juli.

Nach 35 Jahren am EGW geht Koch zum Ende des Schuljahres in Altersteilzeit. Auf der Mitgliederversammlung des Schulvereins hat Schulpflegschaftsvorsitzender Walter Arnold eine Rede gehalten, beim Schulkonzert hat ihm jeder Schüler eine Rose geschenkt, die Schulleiter im Kreis haben ihm bei einer Dienstbesprechung »Auf Wiedersehen« gesagt, ebenso die Wertheraner Kollegen der beiden Grund- und der Gesamtschule, die ihn gestern besucht haben.
Mit Mitarbeitern und Kollegen wurde gestern Abend auf Einladung des Schulvereins auf dem Hof Tobusch gefeiert - ebenfalls ohne Krawatte. Rosen gab es von der Ehefrau, die aus zahlreichen Blumen in Gläsern eine große »35« geformt hat, die Schüler haben sich für den letzten Tag eine Überraschung einfallen lassen.
An den ersten Schultag als Lehrer am EGW erinnert sich Gerhard Koch noch gut: »Ich war der einzige, der längere Haare trug«, schmunzelt er. »Damals waren wir nur acht Kollegen, heute sind es 45.« Und noch ein Unterschied gebe es zu seinen Anfangszeiten 1971: »Das Rollenverständnis der an Schule Beteiligten hat sich verändert«, sagt der gebürtige Herforder. Früher seien Entscheidungen in der Lehrerkonferenz getroffen und mitgeteilt worden, heute würden Eltern und Schüler konstruktiv mit eingebunden, freut er sich über diese Entwicklung.
Am EGW ein Prozess, mit dem Schulvereins-Vorsitzende Liane Hoffend auch den Namen Gerhard Koch verbindet: »Herr Koch hat das Schelle-Projekt - die Arbeitsgemeinschaften mit Schülern, Eltern und Lehrern - stark unterstützt«, sagt sie.
Nach seinem Abitur 1964 in Bethel hat Gerhard Koch an der Universität Münster Biologie und Mathematik studiert. Seine Referendarzeit absolvierte er in Bielefeld, bevor er am 1. Oktober 1971 zum EGW kam. »Ich war der erste naturwissenschaftliche Lehrer an der Schule, durfte den Bereich mit 10 000 Mark aufbauen«, blickt er gerne auf Zeiten, zurück, als der Rotstift noch Lehrern und nicht Finanzexperten vorbehalten war.
Koch engagierte sich als Verbindungslehrer zur Schülervertretung, betreute die audivisuellen Medien und die Schülerzeitung, war Mitglied des Lehrerrats und der Schulkonferenz. Die Liste seiner Aktivitäten, auch außerschulische, ließe sich problemlos fortsetzen. Zum 30. Oktober 1997 wurde er zum stellvertretenden Schulleiter bestellt, am 1. August 2002 wurde er zunächst kommissarischer Nachfolger von Manfred Sieker, kurze Zeit später wurde er als Schulleiter bestätigt.
Er habe jetzt endlich mehr Zeit zum Reisen, freut sich Gerhard Koch auf seine Altersteilzeit. Während der Ferien waren er und seine Frau Annette immer in fernen Ländern unterwegs, jetzt können sie noch größere Koffer packen: »Mitte September geht es für zweieinhalb Monate nach Australien«, sagt der 62-Jährige, für 2007 hat der Globetrotter Südafrika angepeilt.
Dass er mit einem guten Gefühl gehen könne, liege vor allem an der Tatsache, dass die Nachfolgerin Barbara Erdmeier aus seiner Sicht die Richtige ist. »Ich weiß, dass es positiv weitergehen wird«, sagt er.

Artikel vom 21.06.2006